Höhe 285 - La Haute Chevauchée
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Die Höhe 285, von den Franzosen la Haute Chevauchée genannt, ist die höchste Erhebung des Argonnen-Hauptkammes im Bereich des ehemaligen Kampfgebietes. Sowohl für die Franzosen als auch für die Deutschen hatte die Höhe 285 eine ganz wesentliche strategische Bedeutung und war während des gesamten Krieges ein Ort schwerer Kämpfe sowohl auf als auch unter der Erde.
Höhe 285 WP | |
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Zu Beginn der eigentlichen Argonnenkämpfe im September 1914 war es Einheiten der 33. preußischen Infanteriedivision gelungen, den östlichen Bereich des Argonnerwaldes bis zur alten Römerstraße (heutige D 38c) einschließlich der Höhen 263 und 285 einzunehmen. Ziel war es, die maßgeblich seitens des Infanterie-Regiments 130 geführten Angriffe entlang der Varenner Straße (heutige D 38) Richtung le Four de Paris flankierend zu unterstützen. Das Infanterie-Regiment 98 drang am 28. September 1914 am weitesten vor, gelangte über die Höhe 285 hinaus und sodann westlich bis in das Tal der Biesme unmittelbar an den Weiler Lachalade heran. Die Sicherung der Höhe 285 wurde zwei Kompanien des Landwehr-Infanterie-Regiments 27 aufgetragen.
Im folgenden Kampfgeschehen lag der Fokus der deutschen Truppenführung auf den Angriffen entlang der Varenner Straße (heutige D 38), die sich schwierig entwickelten. Man war davon ausgegangen, dass dort und auch gegenüber den Höhen 263 und 285 nur schwache feindliche Kräfte vorhanden seien. Das war eine Fehleinschätzung. Obwohl die zum Schutz der Höhe 285 eingesetzten Landwehr-Einheiten stetig verstärkt wurden, musste sie am 29. September 1914 aufgegeben werden. Es drohte die Umzingelung durch weit überlegene französische Kräfte. Die Deutschen zogen sich etwa 1,5 Kilomter in nördliche Richtung zurück. Die Höhe 285 wurde unmittelbar durch die Franzosen besetzt. Die deutschen Linien verliefen hiernach nordwestlich der Höhe 263, über den nördlichen Hang des Osson-Grundes in den Bereich der Kahlen Höhe (Haut Jardinet), entlang des Meurissons-Grundes und weiter westlich auf das Hochplateau der Bolante. Am Abend des 30. September 1914 wurde durch den Generalstabschef des XVI. Armeekorps, Oberst von Borries, später Generalmajor, die Einstellung der Angriffsbemühungen im südlichen Abschnitt und das Halten der erlangten Stellungen angeordnet.
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Ab Ende Dezember 1914 kam es im Einsatzgebiet der 13. Landwehr-Brigade, die seit Oktober 1914 zwischen den Frontbereichen Bolante und Boureuilles/Vauquois eingesetzt war, unter dem Kommando des Generalleutants Robert Loeb zu neuerlichen Angriffsbemühungen. Ziel war die Wegnahme der Höhe 285 sowie ihrer Ausläufer, die den Franzosen eine exzellente Beobachtung des deutschen Stellungssystems und des Hinterlandes bis in die Champagne ermöglichte.
Teile der Infanterie-Regimenter 30 und 98, des 22. Reserve-Infanterie-Regiments sowie des 83. Landwehr-Infanterie-Regiments eroberten am 07. Januar 1915 den Nordwesthang der Schwarzen Kuppe sowie einen Teil der französischen Stellungen auf der Kahlen Höhe. Hierdurch wurde den Franzosen planmäßig die Einsichtsmöglichkeit auf die Varenner Straße (heutige D 38) genommen. Am Morgen des 08. Januar 1915 konnten das 6. Jäger-Bataillon sowie Teile des Infanterie-Regiments 98 bis an den Nordhang des Meurisson-Grundes vordringen und etwa 1.200 Meter Gelände gewinnen. |
Seitens des Jäger-Bataillons 5 sowie anderer Truppenteile wurden am 08. Januar 1915 die französischen Stellungen auf der Höhe 263 angegriffen und im ersten Sturm erobert. Das weitere Vordringen auf Höhe 285 scheiterte an nicht aufgeklärten Steinbrüchen zwischen den beiden Höhen, die die Franzosen geschickt in ihr Verteidigungssystem eingebunden hatten. Längs der Römerstraße brachen Teile des Infanterie-Regiments 130 vor, eroberten drei französische Gräben und erlangten rechts Anschluss an die Einheiten des 6. Jäger-Bataillons. Zudem konnte links die Verbindung zu dem dort eingesetzten 5. Jäger-Bataillon erreicht werden. Teilen des Infanterie-Regiments 30 war es gelungen, die Kahle Höhe und die Schwarze Kuppe vollständig einzunehmen. Auch wenn das Hauptziel, die Einnahme der Höhe 285, nicht erreicht werden konnte, war der Angriff in Anbetracht der massiven Geländegewinne ein Erfolg. Die mit ihm erreichten Stellungen sollten im Wesentlichen bis zu dem deutschen Großangriff im Juli 1915 bestehen bleiben.
Nach den Kämpfen im Januar 1915 zeichnete sich bei der 33. Infanterie-Division zwischen Vauquois und Höhe 263 ein französisches Angriffsunternehmen ab. Um dem zuvorzukommen, sollte am 16. Februar 1915 erneut durch einen Vorstoß im Bereich der 67. Infanterie-Brigade sowie der 13. Landwehr-Brigade versucht werden, die Höhe 285 und la Fille Morte einzunehmen. Auch wenn die Truppen einiges an Gelände gewinnen konnten, waren die Verluste hoch und der Vorstoß nicht erfolgreich. Durch ihn konnte der anstehende französische Angriff nicht verhindert werden, der am 17. Februar 1915 einsetzte und die erschöpften deutschen Truppen mit voller Wucht traf. Die Kämpfe zogen sich über mehrere Tage hin, wobei den Franzosen jedoch kein Durchbruch gelang.
In den folgenden Wochen kam es nur noch zu vereinzelten französischen Angriffen, so an den Ostertagen des 04. - 06. April 1915. Mittels eines massiven Artilleriebombardements und kleinerer Patrouillen-Unternehmungen sollten deutsche Truppen gebunden werden, um größere Angriffsbemühungen im Frontbogen von St. Mihiel zu begleiten. Auf deutscher Seite wurde unter Leitung des Haupmannes Schimpff, Pionier-Bataillon 16, im Bereich zwischen der Schwarzen Kuppe sowie der Höhe 263 der Minenkrieg vorangetrieben, den die Franzosen mit gleicher Intensität erwiderten. In kurzer Zeit entstanden auf beiden Seiten mehr als 30 Minenstollen. Nach Hauptmann Schimpff wurde der Bergrücken nördlich der Höhe 285 links und rechts entlang der Römerstraße benannt, der bei den Franzosen den Namen "Haut-Jardinet" trägt.
Für den 10. Mai 1915 war durch die Führung des XVI. Armee-Korps ein deutscher Großangriff angeordnet, der den Besitz der Haute Chevauchée und des Höhenzuges la Fille Morte bringen sollte. Kurzfristig wurde der Befehl aufgehoben, da es zwischen Lille und Arras ab dem 09. Mai 1915 zu einem Großangriff der Engländer und Franzosen kam. Die deutschen Abwehrbemühungen erforderten den Abtransport der gesamten Artilleriemunition, die ursprünglich zur Durchführung des Angriffs in den Argonnen vorgesehen war. Der Aufschub erlaubte es, die deutschen Einheiten zu ordnen und zu verstärken. Ab dem 20. Juni 1915 kam es zu deutschen Angriffen im westlichen Argonnenabschnitt der 27. und 34. Infanterie-Division, die bis Anfang Juli 1915 andauerten.
Am 13. Juli 1915 startete nach massiver Artillerievorbereitung der deutsche Großangriff im östlichen Argonnen-Abschnitt. Die Höhe 285 sollte durch die Angriffsgruppe des Kommandeurs des 32. Landwehr-Infanterie-Regiments, des Grafen von Holnstein (Bayern), mit Einheiten des 6. Jäger-Bataillons sowie des Infanterie-Regiments 130 genommen werden. Teile des Landwehr-Infanterie-Regiments 124 waren als Reserve im Römerlager und Nolte-Lager untergebracht.
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In Vorbereitung des Sturmes war einer anderen Angriffsgruppe des Kommandeurs des 5. Jäger-Bataillons, des Hauptmanns Walter Freiherr zu Müllenheim-Rechberg, aufgetragen worden, die Höhen nördlich des Cheppe-Grundes zu nehmen und im Anschluss den Hauptangriff der Gruppe von Holnstein auf die Höhe 285 zu unterstützen. Auch wenn es im Bereich einer starken französischen Befestigung am Nordhang des Cheppe-Grundes, die die Bezeichnung "Jäger-Sack" erhielt, zu massiven Schwierigkeiten kam, glückte der Angriff auf ganzer Breite, so dass am Abend des 13. Juli 1915 deutsche Truppen sowohl auf der Höhe 285 standen als auch der Höhenzug la Fille Morte überwiegend in deutscher Hand war. Einheiten des Infanterie-Regiments 135 sowie des Landwehr-Regiments 26, die bereits im September 1914 an den dortigen Kämpfen beteiligt waren, hatten die Höhe 285 als erste erreicht und sich eingegraben. Französische Gegenangriffe konnten abgewiesen werden.
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Nach diesem großen Erfolg ging es unter teils starken französischen Angriffsbemühungen bis in den Herbst 1915 daran, die gewonnenen neuen Stellungen auszubauen und Stellungsbegradigungen durchzuführen, um für den anstehenden Winter eine gesicherte Position zu erhalten. Bereits am 20. Juli 1915 wurde auf Befehl des XVI. Armee-Korps durch Einheiten der 33. Infanterie-Division unter dem neuen Kommandeur Generalmajor Carl Wilhelm Vollbrecht im Zusammenwirken mit Teilen des Infanterie-Regiments 145 der "Jägersack" am Nordhang des Cheppe-Grundes gestürmt und erobert. Aus dieser Stellung waren die Franzosen in der Lage gewesen, die weiter westlich liegenden deutschen Linien zu flankieren und gefährlich zu bedrohen.
Ab dem 27. September 1915 gingen Einheiten der 33. Infanterie-Division daran, die immer noch auf der Höhe 285 und dem Sattel der la Fille Morte verbliebenen französischen Stellungsteile anzugreifen. Vor Allem von der Höhe 285 sowie einem westlich gelegenen Punkt, der "Fillemorte-Küppchen" genannt wurde, hatten die Franzosen weiterhin gute Beobachtungsmöglichkeiten in das deutsche Stellungssystem und Hinterland. Die Einnahme des Sattels der Fille Morte gelang vollständig. Die Franzosen wurden in eine ungünstig gelegene Hinterhang-Stellung gezwungen. Einheiten des Infanterie-Regiments 98 sowie des Jäger-Bataillons 6 vermochten zwar bis auf den südlichen Abhang der Höhe 285 vorzustoßen, sie mussten sich jedoch wieder zurückziehen. Die Höhe 285 blieb auf ihrer Kuppe in beiderseitigem Besitz und eröffnete den Franzosen weiterhin eine Einsichtmöglichkeit in den westlich anschließenden Teil der deutschen Stellungen auf la Fille Morte. Die Erhebung blieb ein Ort ständiger Auseinandersetzungen. Im Wesentlichen war nunmehr aber das Ziel erreicht, das im September 1914 bereits angestrebt worden war: Eine geradlinig verlaufende Frontlinie von der Varenner Straße (heutige D 38) im Norden über die Bolante, la Fille Morte, Höhe 285 bis zu den Ausläufern der Höhe 263.
Im Anschluss an diese Kampfhandlungen beruhigte sich die oberirdische Argonnenfront. Auf la Fille Morte sowie der Höhe 285 nahm der Minenkrieg extreme Formen an. Im Dezember 1916 detonierte eine deutsche Mine mit ca. 1.050 Zentnern Sprengstoff und riss die gesamte Kuppe der Höhe 285 weg. Es entstand ein etwa 50 Meter tiefer Krater. Mehrere Kompanien französischer Infanterie wurden verschüttet. Durch die sich ergebende Stellungsveränderung waren die Franzosen ihrer Beobachtungsmöglichkeit in das deutsche Stellungssystem beraubt.
Auf einer Breite von etwa 4 Kilometern errichteten die Deutschen in der Folge ein in sich verbundenes, bis zu 50 Meter tiefes Stollensystem, aus dem heraus Minensprengungen durch Vorwärtstreiben von Kampfstollen durchgeführt wurden. Die Franzosen beließen es meist bei einfacheren Konstruktionen einzelner Minenstollen. Es entwickelte sich über die Zeit zwischen den beiden Stellungen eine durchgängige Trichterkette, die heute noch existiert. Seit Ende der 1980er Jahre kümmert sich vor Allem ein französischer Verein, l´Association des Amis de Vauquois et sa Région, im Einvernehmen mit französischen Behörden und Organisationen um die Erforschung und den Erhalt der Überbleibsel der bis in den Herbst 1918 andauernden Kämpfe in diesem Gebiet.
Auf einer Breite von etwa 4 Kilometern errichteten die Deutschen in der Folge ein in sich verbundenes, bis zu 50 Meter tiefes Stollensystem, aus dem heraus Minensprengungen durch Vorwärtstreiben von Kampfstollen durchgeführt wurden. Die Franzosen beließen es meist bei einfacheren Konstruktionen einzelner Minenstollen. Es entwickelte sich über die Zeit zwischen den beiden Stellungen eine durchgängige Trichterkette, die heute noch existiert. Seit Ende der 1980er Jahre kümmert sich vor Allem ein französischer Verein, l´Association des Amis de Vauquois et sa Région, im Einvernehmen mit französischen Behörden und Organisationen um die Erforschung und den Erhalt der Überbleibsel der bis in den Herbst 1918 andauernden Kämpfe in diesem Gebiet.
Vor Ort existieren einige touristisch erschlossene Bereiche, in denen man sich der Thematik nähern kann. Auf der Höhe 285 wurde vor einigen Jahren ein auf dem dortigen Parkplatz beginnender Rundweg mit mehreren Infotafeln an markanten Positionen angelegt. Hauptpunkt dieses Rundweges ist der riesige Sprengtrichter aus Dezember 1916 sowie das französische Beinhaus/Denkmal, das die Gebeine von mehr als 10.000 Gefallenen aller beteiligten Nationen aus den Kämpfen aufgenommen hat. Im östlichen Bereich des großen Trichters wurde 1971 von Angehörigen des Panzerbataillons 144 aus Koblenz im Rahmen einer deutsch-französischen Zeremonie für alle Gefallenen in den Argonnen ein Gedenkkreuz aus westerwälder Eiche errichtet. Seit 2012 ist der ehemals museal erschlossene Kaisertunnel auf Grund von Sicherheitsproblemen für die Öffentlichkeit leider nicht mehr zugänglich.