Südlich der Festung Verdun befand sich über nahezu die gesamte Dauer der Ersten Weltkriegs ein eigenartiger Frontabschnitt, der in Dreiecksform aus der umgebenden Frontlinie in das durch die Franzosen gehaltene Gebiet hineinragte. Die Franzosen nannten ihn den Saillant de St. Mihiel. Bei den Deutschen hieß der Bereich Frontbogen von St. Mihiel oder auch Keil von St. Mihiel. Die Entstehung, der militärische Sinn sowie einzelne Entwicklungen und Begebenheiten während der Kämpfe zwischen 1914 und 1918 sollen nachfolgend zusammengefasst und in den weiteren Beiträgen dezidierter erläutert werden.
Als Folge des Krieges von 1870/71 wurde das etwa 30 Kilometer südlich Verdun an der Maas gelegene St. Mihiel Garnisonsstadt. Bis September 1914 ergab sich für das beschauliche Städtchen ansonsten keine größere militärische Bedeutung. Es war bis auf die benachbart gelegenen, dem Festungsgürtel Toul - Verdun zugehörigen Forts Camp des Romains, Liouville und des Paroches auch nicht nennenswert befestigt.
In der ersten Septemberhälfte 1914 unternahmen die Deutschen zweimalig den Versuch, die Festung Verdun von Nordwesten aus dem Bereich der Argonnen und aus Richtung der Festung Metz einzuschließen. Diese Versuche scheiterten am heldenhaften Widerstand der Besatzung des Fort de Troyon. Zwar konnten die Deutschen im Norden die strategisch wichtige Combres-Höhe bei Les Eparges einnehmen und auf den Westhängen der Cotes de Lorraine Fuß fassen. Das Fort de Troyon, dessen Besatzung tagelangem Artilleriefeuer standhielt und mehrere Kapitulationsaufforderungen zurückwies, vereitelte aber jedes weitere Vordringen. Bei dem ersten Versuch konnte die Zange um Verdun bis auf etwa 12 Kilometer geschlossen werden. Sie löste sich ab dem 12. September 1914, als sich die deutschen Armeen nach der Marne-Schlacht auf dem westlichen Maasufer bis nördlich des Argonnerwaldes und zwischen Maas und Mosel auf eine Linie Metz - Etain zurückzogen.
Ab dem 19. September 1914 erfolgte durch die hierfür aus Teilen der 6. Bayerischen und 5. Preußischen Armee gebildete Armee-Abteilung Strantz neuerlich der Versuch zur Einschließung der Festung Verdun, der durch Einnahme der drei südlich gelegenen Maas-Forts Camp des Romains, des Paroches und Troyon sowie die Etablierung eines Übergangs über die Maas ein weiteres Vordringen Richtung Westen zur Folge haben sollte. Bis zum 25.09.1914 hatten Teile des III. Bayerischen Armeekorps die Stadt St. Mihiel sowie das Fort Camp des Romains erobert. Westlich St. Mihiel konnte durch die Bayern die Maas geringfügig überschritten und ein Brückenkopf gebildet werden. Die Einnahme des nördlich gelegenen Fort de Troyon sowie die Einkesselung der Festung Verdun scheiterten im Verantwortungsbereich des V. Preußischen Armeekorps jedoch erneut.
Bis in das Jahr 1915 versuchten die Franzosen wiederholt die Rückeroberung des durch die Deutschen gewonnenen Raumes. Über St. Mihiel verlief im Maas-Tal die strategisch wichtige Bahnstrecke von Toul nach Verdun, die jetzt unbenutzbar war. Zudem befürchtete man deutsche Angriffsbemühungen aus dem Frontkeil heraus. Als die Rückeroberungsversuche nicht den gewünschten Erfolg brachten, wurden sie 1915 eingestellt und die Front zwischen St. Mihiel und Pont à Mousson sowie auf den Cotes de Lorraine ging endgültig in den Stellungskrieg über. Der Frontbogen von St. Mihiel war entstanden. Die Stellungsverläufe blieben bis September 1918 im Wesentlichen unverändert. Die deutsche Militärstrategie rückte ab von dem Plan, aus dem Keil von St. Mihiel erneut offensiv zu werden. Vielmehr hielt man den Frontbogen in dem Glauben aufrecht, durch ihn französische Kräfte zu binden und so mehr Handlungsfreiheit an anderen Fronten zu erhalten. Das Kräfteverhältnis änderte sich jedoch spätestens ab dem Jahr 1916 deutlich zu Gunsten der Franzosen und ihrer Alliierten, sodass eine freiwillige Aufgabe des Frontbogens von St. Mihiel durch die deutsche Armee letztendlich aus Prestigegründen unterblieb.
Bis in das Jahr 1915 versuchten die Franzosen wiederholt die Rückeroberung des durch die Deutschen gewonnenen Raumes. Über St. Mihiel verlief im Maas-Tal die strategisch wichtige Bahnstrecke von Toul nach Verdun, die jetzt unbenutzbar war. Zudem befürchtete man deutsche Angriffsbemühungen aus dem Frontkeil heraus. Als die Rückeroberungsversuche nicht den gewünschten Erfolg brachten, wurden sie 1915 eingestellt und die Front zwischen St. Mihiel und Pont à Mousson sowie auf den Cotes de Lorraine ging endgültig in den Stellungskrieg über. Der Frontbogen von St. Mihiel war entstanden. Die Stellungsverläufe blieben bis September 1918 im Wesentlichen unverändert. Die deutsche Militärstrategie rückte ab von dem Plan, aus dem Keil von St. Mihiel erneut offensiv zu werden. Vielmehr hielt man den Frontbogen in dem Glauben aufrecht, durch ihn französische Kräfte zu binden und so mehr Handlungsfreiheit an anderen Fronten zu erhalten. Das Kräfteverhältnis änderte sich jedoch spätestens ab dem Jahr 1916 deutlich zu Gunsten der Franzosen und ihrer Alliierten, sodass eine freiwillige Aufgabe des Frontbogens von St. Mihiel durch die deutsche Armee letztendlich aus Prestigegründen unterblieb.
Die französische Bevölkerung wurde nach der Einnahme von St. Mihiel nicht evakuiert. Sie blieb trotz der von der Stadt St. Mihiel nur wenige hundert Meter entfernten Front zu großen Teilen vor Ort. Mit den deutschen Soldaten arrangierte man sich so gut es ging. Berichte von französischer wie auch von deutscher Seite ergeben übereinstimmend ein in Anbetracht des Krieges überraschendes, teils sogar humorvolles und harmonisches Bild. Gerade die Kinder suchten, wie in jedem Krieg, angstlos und neugierig die Nähe zu den Soldaten, zumal diese großzügig Lebensmittel und Leckereien verteilten. Eine weitere Folge des Verbleibs der französischen Bevölkerung war es, dass es zwar zu Zerstörungen im Stadtbild durch Artilleriebeschuss kam, vor allem in den frontnahen, westlichen Stadtvierteln. Diese waren aber bei Weitem nicht so verheerend wie in anderen frontnahen französischen Städten und Dörfern, die in aller Regel vollständig durch die Kämpfe zerstört und vielfach auch nicht wiedererrichtet wurden.
Anfang September 1918 zeichnete sich eine alliierte Großoffensive ab. Zu dieser Zeit waren im südlichen Bereich des Keils vorwiegend schwache preußische Reserve- und Landwehreinheiten eingesetzt. Schon 1916 war den Deutschen bewusst geworden, einem massierten Angriff feindlicher Kräfte im Frontbogen nicht standhalten zu können. Man begann damit, eine Sehnenstellung von Fresnes-en-Woevre südöstlich Verdun bis in den nördlichen Bereich von Pont-á-Mousson anzulegen. Die Stellung erhielt den Namen Michel-Stellung und schloss sich ab 1917 an die bei Verdun errichteten Auffangstellungen an. Am 11. September 1918 startete die so genannte "Loki-Bewegung", mit der sich die Truppen geordnet auf die Michel-Stellung zurückziehen sollten. In diese Rückzugsbewegung prallte der überraschend frühe Angriff der amerikanischen und französischen Truppen ab dem 12. September 1918. Zwar konnten die Deutschen die Michel-Stellung noch besetzen und dort den weiteren Vormarsch des Gegners abfangen. Es kam aber zu immensen Verlusten an Kriegsmaterial, das bei dem überhasteten Rückzug aufgegeben werden musste. Nach einem letzten, äußerst starken Trommelfeuer der Alliierten trat am 11. November 1918 um Punkt 11.00 Uhr französischer Zeit die vereinbarte Waffenruhe in Kraft.