Fort Römerlager - Fort du Camp des Romains
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Das Fort du Camp des Romains, bei den Deutschen Fort Römerlager genannt, wurde zwischen November 1875 und Mai 1878 errichtet. Es war Teil der neuen Verteidigungslinie zwischen Toul und Verdun, die von den Franzosen nach dem Verlust der Festungen Metz und Thionville sowie Elsass-Lothringens als Folge des Krieges von 1870/71 geschaffen wurde. Nach dem Konzept des Initiators dieser Verteidigungslinie, General Séré de Rivières, war die Anlage als Sperrfort geplant. Das Fort du Camp des Romains sollte die auf den Maashöhen operierenden Infanterieeinheiten unterstützen, die durch St. Mihiel verlaufenden Straßen- und Eisenbahnverbindungen zwischen Toul und Verdun sowie von und nach Nancy beschützen und zudem den Maasübergang in St. Mihiel sperren.
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Zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts bestimmte den europäischen Festungsbau immer noch eine bereits aus der Antike stammende Vorstellung: Man ging davon aus, dass Werke, die auf beherrschender Höhe lagen, für infanteristische Angreifer nur schwer oder überhaupt nicht einnehmbar seien. So wurde auch das Fort du Camp des Romains aufgrund seiner exponierten Position als nur durch Aushungerung einnehmbar gepriesen. Diese Einschätzung hielt sich nicht einmal über die Bauphase hinweg.
Die Errichtung einer größeren Wehranlage auf dem Platz eines ehemaligen römischen Garnisonslagers südlich St. Mihiel wurde bereits am 10.2.1874 befohlen. Eine erste Ausführungsvariante sah mehrere einzeln stehende Bastionen vor, die einander flankieren konnten. Das zu der endgültigen Gestaltung führende Baukonzept wurde am 14.10.1875 genehmigt. Am 01.11.1875 wurde unter Einsatz von zivilen Arbeitskräften aus der Umgebung mit dem Bau begonnen. Im Mai 1878 war das Fort Römerlager im Wesentlichen fertiggestellt. Die Baukosten betrugen im Gegensatz zu den ursprünglich veranschlagten 2 Millionen lediglich etwa 1,5 Millionen Francs. Die Anlage bot Unterbringungsmöglichkeiten für 21 Offiziere, 46 Unteroffiziere und 764 Mannschaften. Es gab ein Lazarett, das 50 Patienten liegend versorgen konnte. Die Bewaffnung war mit 41 Geschützen veranschlagt, davon 23 Wallgeschütze, 4 Geschütze für indirektes Feuer, 6 Mörser und 8 Geschütze zur Sicherung der Gräben. Zwei ursprünglich geplante Panzerkasematten wurden nicht errichtet.
Flankiert wurde das Fort durch das nordwestlich von St. Mihiel gelegene Werk des Paroches. Ein Zusammenwirken mit dem südlich gelegenen Fort de Liouville war schwierig, denn es bestand wegen der Höhen des Bois d´Ailly kein unmittelbarer Sichtkontakt. Auch nach Osten und Nordosten, also der zu erwartenden Hauptangriffsrichtung eines deutschen Feindes, ergab sich kein gutes Sichtfeld. Das wurde im Hinblick auf die wesentlichen Aufgaben der Anlage in Form der Deckung des Maas-Tales zwar in Kauf genommen, wirkte sich bei dem deutschen Angriff ab dem 24. September 1914 jedoch erheblich negativ aus.
Wie für alle zu der entsprechenden Zeit errichteten Befestigungsanlagen ergab sich ein grundlegender Wandel in der militärischen Bewertung mit dem Aufkommen der Brisanzmunition (Explosivgeschosse) ab Mitte der 1880er Jahre. Alle erst vor wenigen Jahren in Bruch- oder Brandsteinmauerwerk ausgeführten oder noch im Bau befindlichen Werke waren artilleristischen Angriffen plötzlich nicht mehr gewachsen. Es hätte für das Fort du Camp des Romains umfangreicher Modernisierungsmaßnahmen bedurft. Diese blieben im Wesentlichen unausgeführt. Lediglich kam es zu Arbeiten an den Scharten und Kaponnieren und weiteren vereinzelten Beton-Verstärkungen.
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So wurden im östlichen Bereich mehrere Beobachtungsstände und Retranchements errichtet. Eine unterirdische Telefonanlage sowie ein kaverniertes Munitionsdepot an der Nordwestecke kamen in den Jahren 1889/1890 hinzu. Entgegen anderslautender Beschreibungen wurden umfangreichere Modernisierungen, die in den Jahren bis 1909 geplant waren, so auch der Bau mehrerer betonierter Geschützkasematten und einer betonierten Kaserne, nicht ausgeführt.
Im Umfeld von St. Mihiel wurde allein das Fort de Liouville umfangreicher modernisiert. Fort du Camp des Romains wurde bereits 1889 vom Status eines Sperrforts, das auf sich gestellt eine gewisse Zeit einem Gegner standzuhalten hatte, in die zweite Klasse der Festungen zurückgestuft. 1910 sah man seine Aufgabe nur noch darin, mit der vorhandenen Artillerie im Falle eines deutschen Angriffs die Kämpfe der Feldtruppen auf den Côtes Lorraines zu unterstützen. Die Artillerieausstattung wurde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs stetig verringert. Die Anlage war damit im französischen Fachjargon ausgedrückt bei Kriegsbeginn "déclassé".
Aufbau und Ausstattung:
Auf Grund deutlich unterschiedlicher Darstellungen in den verschiedenen Quellen sind exakte Aussagen zur technischen und militärischen Ausstattung des Forts du Camp des Romains zum Zeitpunkt der Kämpfe im September 1914 nicht möglich. Insofern beschränken sich die nachstehenden Angaben auf wahrscheinliche Gegebenheiten.
Das Fort Camp des Romains wurde auf einem Bergkegel südlich St. Mihiel mit einer Höhe von etwa 386 Metern errichtet. Es wurde als ungleichmäßige, vierseitige Redoute ausgeführt.
Westlich lag das Hauptportal, an dessen Seiten sich Bauten für Geschützbatterien anschlossen. Diese waren mit dem zentralen Bereich durch zwei seitliche Wege verbunden. Auf dem westlich vorgelagerten Gelände, den die Deutschen Waffenplatz nannten und der den Franzosen auch als Übungsplatz diente, existierten einige ausgelagerte Bauten aus Friedenszeiten, bei denen es sich wohl um Unterkünfte handelte. Auch eine Kantine war laut Plänen dort vorhanden. Das Fort war mit der Hauptfront nach Osten und Nordosten ausgerichtet. Der obere Wall überragte das Glacis um etwa 10 Meter. Er diente der infanteristischen Verteidigung. Der Hauptwall wurde mit Remisen versehen und zur Aufnahme von Geschützen ausgebaut. Um die zentral gelegene Kaserne befanden sich insgesamt 9 Geschützstände. Ob diese zu Kriegsbeginn vollständig bestückt waren, ist nicht geklärt. Die Öffnungen der Stände wurden entweder noch von den Franzosen oder später den Deutschen zugemauert. |
Alle Mauerbauten des Forts Römerlager waren in einer Stärke von 0,90 m bis 1, 10 m ausgeführt. Die Erddeckung betrug etwa fünf Meter. Der umlaufende, etwa 12 Meter breite und 8 Meter tiefe Fortgraben wurde durch zwei einfache und eine doppelte Kaponniere gesichert. Wie auch an den meisten anderen Anlagen aus dieser Zeit war die außenliegende Grabenmauer durch einen massiven Metallzaun gesichert.
Neben dem westlichen Hauptportal verfügte das Fort auch über einen östlich gelegenen Eingang, an den sich ein gedeckter Weg Richtung Osten anschloss. Gedeckt bedeutet, dass die Böschungen des Weges derart hoch ausgeführt waren, dass ein Infanteriebeschuss kaum möglich war.
Dieser östliche Eingang war durch ein zunächst in Sandstein ausgeführtes, außen liegendes Blockhaus gesichert. Dieses wurde noch vor Kriegsbeginn durch eine etwa 1 Meter dicke Betondecke und einen nach Osten gerichteten Beobachtungsstand ergänzt. Zudem verfügte der östliche Eingang über eine nach innen einziehbare Eisenbrücke, die an Zugbrücken mittelalterlicher Burgbauten erinnerte. |
An Hand auswertbarer Quellen bestanden optische Blinkverbindungen nach St. Mihiel, zum Fort des Paroches und wahrscheinlich auch zu den weiter nördlich gelegenen Forts Génicourt und Rozelier. Einzelne Quellen gehen von einer weiteren Blinkverbindung zum Fort Liouville aus, was aufgrund der Topografie des Geländes aber unwahrscheinlich ist. Allenfalls käme dies ausgehend des Beobachtungsstandes auf dem östlich vorgelagerten Blockhaus in Betracht, das später auch die Deutschen als Blinkstand nutzten. Kabelgestützte Telegrafen- sowie Morseverbindungen sollen nach St. Mihiel und Commercy, zu den Forts des Paroches und Troyon sowie zu einzelnen Infanterie-Kommandostellen bestanden haben.
An der Nordwestecke des Forts wurde in den Jahren 1889/1890 ein kaverniertes Tunnelsystem als Munitionsdepot angelegt. Das Depot war etwa 12 Meter tief, mithin gegen Artilleriebeschuss gesichert. Um das Fort existierten Grabensysteme, wobei mangels entsprechender Pläne nicht eindeutig feststellbar ist, in welchem Umfang die heute noch vorzufindenden Reste seitens der Franzosen oder erst später seitens der Deutschen angelegt wurden.
Die zentrale Kaserne des Forts war zweistöckig ausgeführt. An ihren Flanken lagen zwei Pulvermagazine für jeweils etwa 50 - 70 Tonnen Pulver. Es existierten Munitionsfabriken und Lagerräume für etwa 1 Million Kartuschen und Geschosse. Eine Fläche von etwa 180 qm war für schussbereite Granaten vorgesehen.
Es gab eine Zisterne, deren genaues Fassungsvermögen nicht zu ermitteln war. Entsprechende Angaben liegen zwischen 160 und 450 Kubikmeter Wasser. Letzteres hätte dem Bedarf der geplanten Besatzung (etwa 850 Mann) für vier Monate entsprochen. Die Zisterne konnte durch Regenwasser mittels eines auf dem Glacis liegenden Auffangbeckens gespeist werden. Das Fort verfügte zudem über jedenfalls 2 große Küchen sowie mehrere Backöfen, die täglich etwa 200 Friedensrationen Brot produzieren konnten. Vorgesehen war, dass sich die Anlage für einen Zeitraum von jedenfalls drei Monaten autark versorgen und einer entsprechend langen Belagerung auch standhalten sollte. |
Vor Allem bezüglich der vorhandenen Artillerie zum Zeitpunkt der Kämpfe Ende September 1914 werden erheblich unterschiedliche Angaben gemacht. Fest steht zwar, dass die ursprünglich vorhandene Anzahl an Geschützen deutlich verringert worden war. Genaue Angaben sind aber weder zu den einzelnen Typen noch deren Stückzahl möglich. Überwiegend werden folgende Zahlen genannt:
Zur Munitionsausstattung waren bislang ebenfalls keine gesicherten Angaben auffindbar. Sie dürfte bei den Kanonen Kaliber 90 und 120 mm, wie damals üblich, jeweils 600 - 700 Schuss betragen haben, bei den Mörsern etwa 300 Schuss, bei den 12 culasse etwa 150 Schuss und bei den Revolverkanonen etwa 500 Schuss. Neben den genannten Geschützen waren noch mehrere Maschinengewehre vorhanden, die bei den folgenden Kämpfen intensiv zum Einsatz kamen.
Auch zur Zahl der Besatzung im September 1914 können keine gesicherten Angaben gemacht werden. Neben 6 Offizieren um den damaligen Kommandanten des Forts, Lieutenant-Colonel David Grignot, waren drei Züge des 166. Infanterie-Regiments unter Führung des Capitaine de Lusancey mit etwa 205 Mann, etwa 220 Angehörige des 155. Fußartillerie-Regiments sowie etwa 50 Angehörige von Pionier- und sonstigen Unterstützungs-Einheiten im Fort stationiert. Hinzu kamen etwa 30 Zivilarbeitskräfte und die Kantinenwirtin, die den kommenden Artilleriebeschuss sowie die schweren Kämpfe ebenfalls durchstehen musste.
Einnahme des Forts durch deutsche Truppen am 24. und 25. September 1914:
Nachdem das III. Bayerische Armeekorps bis Mitte September 1914 in den Kämpfen bei Nancy eingesetzt war, wurden die Einheiten aus der 6. Armee, die nach Norden verlegt wurde, herausgelöst und der neu gebildeten Armee-Abteilung Strantz zugeteilt. Um den 19.09.1914 wurden die Einheiten westlich Metz mit Angriffsrichtung Maas-Höhen in Marsch gesetzt. Nach zügiger Annäherung an die Côtes Lorraines und nur kurzen Kämpfen, bspw. um Vigneulles und Hattonville, erreichten die Truppen bis zum 23.09.1914 eine Linie Lamorville, Chaillon, Savonnières, Richecourt. Von hier aus erfolgte am 24.09.1914 die Einnahme von St. Mihiel durch das 6. Königl. Bayer. Infanterie-Regiment und am 25.09.1914 die Erstürmung des Forts Camp des Romains durch Einheiten des 11. Königl. Bayer. Infanterie-Regiments, des 16. Pionier-Bataillons sowie des III. Bataillons des 6. Königl. Bayer. Infanterie-Regiments. Etwa 530 französische Verteidiger gingen in Kriegsgefangenschaft.
Über die Einnahme des Fort gibt es verschiedene zeitgenössische Darstellungen. So enthält die von Hauptmann Georg Lang 1924 verfasste Regimentsgeschichte des 6. K.B. Infanterie-Regiments eine interessante Schilderung des Führers der 12. Kompanie, Oberleutnant Reitzenstein, der als Eroberer der Festung stilisiert wurde. |
Auch das Reichsarchiv widmete sich in dem 6. Band "Nancy bis zum Camp des Romains" seines Mehrteilers "Schlachten des Weltkriegs" den Kämpfen, die am 25. Sepember 1914 zur Eroberung des Forts führten. Verfasst wurde dieser Band durch Ludwig Freiherr von Gebsattel, 1914 - 1917 kommandierender General des III. Bayerischen Armeekorps. Das Korps hatte die wesentliche Last der Kämpfe auf den Maas-Höhen bis zur Einnahme von St. Mihiel und des Forts Römerlager im September 1914 zu tragen. Es war anschließend noch bis 1916 im dortigen Bereich eingesetzt und hielt den Frontbogen von St. Mihiel gegen vielfache französische Rückgewinnungsversuche.
Die Darstellungen des bayerischen Generals zeigen detailliert die Entwicklung der Kämpfe. In Ihnen kommt zum Ausdruck, dass der Angriff zwar durch das III. Bayerische Armeekorps befehligt wurde, gleichwohl ohne Zutun der preußischen Pioniere des 16. Pionier-Bataillons nicht geglückt wäre. Hintergrund war, dass das mit dem Angriff betraute 11. K.B. Infanterie-Regiment über sehr junge Offiziere verfügte, die insbesondere keine Erfahrungen in der Eroberung feindlicher Festungsanlagen besaßen. Insofern waren es die preußischen Pionieroffiziere, die die bayerischen Truppen bei dem Sturm auf das Fort führten und damit den Erfolg garantierten.
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Die detaillierteste und wohl auch authentischste Schilderung des Geschehens findet sich an Hand zeitgenössischer Quellen in einem Bericht des Generals Wilhelm Haenichen im Ehrenbuch der Deutschen Pioniere, das 1931 durch Major Paul Henrici sowie den Waffenring der Deutschen Pioniere herausgegeben wurde. Die entscheidende Rolle und der Beitrag der Pioniere bei dem Angriff auf das Fort du Camp des Romains wird hier besonders hervorgehoben.
Am 23. September 1914 waren durch die Einheiten der 11. und 12. bayerischen Infanterie-Brigade die vorgesehenen Artillerieschutzstellungen für den geplanten Angriff auf die Stadt St. Mihiel sowie die Maas-Forts des Paroches, Camp des Romains und Liouville eingenommen worden. Noch am selben Tag begann die Beschießung. Zum Einsatz kamen auf das Fort Römerlager drei Batterien 10 cm Feldgeschütze, vier 15 cm Haubitz-Batterien, eine Batterie 21 cm-Mörser, drei 28 cm Küstenmörser und, nach zweifelhaften Berichten, auch österreichische 30,5 cm Skoda-Mörser. Die Artillerie des Forts antwortete anfänglich lebhaft. Unter dem schweren Feuer der deutschen Geschütze verstummte sie jedoch recht bald.
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In Chaillon fanden am Morgen des 24. September Unterredungen der Artillerie- sowie Infanterie-Kommandeure mit General von Gebsattel statt. An Hand von Patrouillen- und Fliegermeldungen ergab sich der Eindruck, dass das Fort du Camp des Romains sturmreif sei. Zudem war keinerlei französische Artillerieunterstützung vom westlichen Maas-Ufer bemerkbar geworden. Hierauf befahl von Gebsattel die umgehende Einnahme der Festung im abgekürzten Verfahren durch die 12. bayerische Infanterie-Brigade unter General von Krischbaum. Das K.B. IR 6 hatte die Stadt St. Mihiel sowie die Höhen östlich davon einzunehmen und so den Flankenschutz nach Norden herzustellen. Dieser wurde dadurch begünstigt, dass es den bayerischen Regimentern 10 und 13 gelungen war, im Gefolge der schweren Kämpfe bei Spada und Lamorville auch die Höhe 331 (Côte Ste-Marie), zu besetzen. Damit war das gesamte Waldgebiet nördlich St. Mihiel unter deutscher Kontrolle.
Dem K.B. IR 11 unter dem Generalmajor Freiherr von Tautfoeus wurde im Zusammenwirken mit dem preußischen II./PiB 16 unter Major Freiherr von Rössing die Erstürmung des Forts aufgetragen. Da es sich bei dem II./PiB 16 um ein Feld-Bataillon handelte, war kein Belagerungstrain vorhanden. Das nötige Sturmgerät musste improvisiert werden. Es wurden Karren und Handwägen requiriert. Alle greifbaren Leitern wurden zusammengetragen. Weiteres Material steuerte die Besatzung des Pionierparks in Vigneulles-les-Hattonchâtel bei. Aus der mitgeführten Sprengmunition wurden behelfsmäßige Handgranaten gefertigt. Die später üblichen Stab- und Kugelhandgranaten waren zu dieser Zeit noch nicht im Einsatz. Hinzu kamen einige Sturmleitern, Gleitstangen und Brandröhren aus den Beständen der Festung Metz.
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Der Angriff war für den frühen Morgen des 25. September 1914 angesetzt. Die Pioniere wurden am Vortag ausgehend des Ortes Savonnières Richtung Marsoupe-Ferme in Marsch gesetzt. Die Ausrüstung folgte mit einiger Verzögerung. Die Bataillone I und II des 11. Infanterie-Regiments waren gegen 03.00 Uhr nachmittags ausgehend der Wälder von Gaumont und Wavroils durch das Tal der heutigen D 119 in die vorgesehenen Bereitstellungen im Bois Pernosse eingerückt. Diese verließen die Infanteristen am frühen Abend des 24. September 1914, um sich in die vorgesehenen Sturmausgangsstellungen zu begeben. Das noch auf dem Marsch aus dem Spada-Wald befindliche III. Bataillon sollte nach seinem Eintreffen in der Gegend von Ailly als Reserve bereitgestellt werden.
Bei der Annäherung an das Fort stieß die Spitze der Pioniertruppen mit ihrem Führer, Major Freiherr von Rössing, auf die vorgehenden Infanteriekolonnen. Erkundungen ergaben, dass das Fort entgegen einer vagen Hoffnung von den Franzosen nicht geräumt worden war. Auf der Höhe "le Haut Buisson" südlich St. Mihiel traf Major von Rössing mit General von Tautfoeus, dem Führer des K.B. IR 11, zusammen. Anhand eines Plans der Anlage, den von Rössing organisiert hatte, wurde der Angriff besprochen. Es wurden 8 Sturmgruppen festgelegt, die das Fort mit jeweils drei Gruppen von Norden und Süden und mit zwei Gruppen von Osten gleichzeitig angreifen sollten. Der Angriffstermin wurde auf 05.30 Uhr angesetzt. Die meist jungen Infanterie-Offiziere wurden durch die Pionierführer genau in ihre Aufgaben eingewiesen. Der Hauptstoß sollte von Osten her durch die Gruppe drei unter dem Hauptmann Rasina an der Nordostecke des Werkes und die Gruppe vier unter dem Hauptmann Jensch an dessen Ostseite erfolgen. Es handelte sich um die beiden erfahrensten Pionier-Offiziere.
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Die Dunkelheit hatte eingesetzt, als die Truppen in Richtung ihrer Sturmausgangsstellungen marschierten. Da das Pioniermaterial immer noch nicht zur Stelle war, begab sich Major von Rössing selbst zur Marsoupe Ferme und stellte fest, dass dieses aufgrund missverständlicher Befehle teilweise abgeladen worden war. Er ordnete das sofortige Wiederaufladen an und führte die Kolonne selbst bis an die vorgesehene Abladestelle östlich des Forts.
Die Angriffsgruppen waren etwa gegen 10.00 Uhr abends in den Ausgangsstellungen angelangt. Einzelne Trupps begannen, Gassen in das Drahthindernis zu schneiden, wobei massive Verluste eintraten. Schwierigkeiten ergaben sich vor allem an der Ostflanke des Forts. |
Kolonne drei unter Hauptmann Rasina meldete gegen Mitternacht, das Fort sei nicht sturmreif, das Drahthindernis sei intakt und die Grabenstreichen seien aktiv. Hauptmann Jensch, Führer der 4. Kolonne an der östlichen Kehlseite, meldete massiven Beschuss durch Maschinengewehre und Revolverkanonen aus dem Bereich der nordöstlichen Grabenwehr. Als gegen 03.00 Uhr das als Sturmreserve vorgesehene III./K.B. IR 11 immer noch nicht eingetroffen war, sah sich General von Tautphoeus in Anbetracht dieser schwierigen Lage veranlasst, bei der 12. bayerischen Infanterie-Brigade um Ersatz zu bitten. Es wurde das in St. Mihiel befindliche III. Bataillon des K.B. IR 6 unter dem Kommandeur Major von Kießling in Marsch gesetzt und Teile dieses Regiments einzelnen Kolonnen zugewiesen, so die 11. Kompanie der Sturmkolonne 4 des Haupmanns Jensch.
Exakt um 05.30 Uhr begann der Angriff. Das Schneiden von Sturmgassen war an der Nordseite des Forts gut gelungen, sodass die dortigen Einheiten ohne größere Probleme den Fortgraben überwanden. Auch die übrigen Kolonnen an der Südseite gelangten durch den Graben auf die innere Wallkrone. Den größten Widerstand hatte Kolonne vier an der Ostseite zu überwinden. Deren Führer, Hauptmann Jensch, fiel bei dem Sturm nahe des östlichen Kehleingangs. Gegen 06.00 Uhr meldete Major von Rössing dem Führer des K.B. IR 11, General von Tautphoeus, der Nord- und Westteil der Anlage sei unter deutscher Kontrolle, an der östlichen Flanke werde aber noch gekämpft. Damit war klar, dass die Einnahme des Forts nur noch eine Frage der Zeit war. Von Tautphoeus ordnete den Einsatz sämtlicher Reserven an.
Nach und nach gelang es, die Verteidiger in den Innenbereich der Anlage zurückzudrängen. Auch die Angriffsgruppen an der Ostseite kamen nun mit der Verstärkung vorwärts. Aus allen Hohlräumen schlug den Angreifern fortgesetzt Widerstand entgegen, Die Kämpfe verlagerten sich mit der Zeit jedoch in den zentralen Bereich. Dort gab es einen Mittelhohlgang, der nach Osten durch zwei Öffnungen jeweils in einen Hof führte. In diesen Ausgängen und im Hohlgang selbst waren französische Maschinengewehre postiert, die die vorgelagerten Bereiche beherrschten.
Ein spezieller Vorfall soll sich zugetragen haben, bei dem der Führer der 12. Kompanie des K.B. IR 6, Oberleutnant Reitzenstein, unterstützt von mehreren Pionieren, wagemutig eines der MG im Bereich des nordöstlichen Ausgangs des Mittelhohlganges durch Einsatz mehrerer Handgranaten und Brandröhren ausgeschaltet haben soll. Mit der Aufgabe der Maschinengewehre war die letzte ernsthafte Gegenwehr der Verteidiger überwunden. Die Franzosen zogen sich weiter ins Innere der Anlage zurück. Durch Oberleutnant Reitzenstein erfolgte die Aufforderung zur Kapitulation, die zunächst noch mit Kartätschschüssen beantwortet wurde. Erst nachdem durch Lüftungsrohre mehrere Handgranaten zwischen die verschanzten Franzosen in die Gänge des Forts geworfen wurden, was erhebliche Verluste zur Folge hatte, erschien ein Parlamentär. |
Der Unterhändler war ein französischer Offizier im Range eines Capitaine, der die Bereitschaft seines Kommandanten, Lieutenant-Colonel Grignot, zur Einleitung von Kapitulationsverhandlungen signalisierte. Reitzenstein und Leutnant Wülknitz, der den gefallenen Hauptmann Jensch als Führer der Sturmkolonne 4 ersetzt hatte, folgten ihm ins Innere des Forts und trafen dort auf die verbliebenen Offiziere. Der Kommandant Grignot stellte die Übergabe in Aussicht unter der Bedingung, dass den Offizieren die Säbel und Degen sowie das persönliche Gepäck belassen und die Besatzung mit militärischen Ehren ausziehen werde. Man kam überein, zunächst die Feindseligkeiten einzustellen, was auf entsprechende Befehle sodann geschah. Auf dem Südosthof, auf dem zuletzt um den Eingang zum Mittelhohlgang noch gekämpft worden war, hatten sich bereits etwa 80 Franzosen selbständig gefangen gegeben. An der Südseite des Forts wurde zu dieser Zeit vereinzelt noch gekämpft. Gegen 08.25 Uhr am Morgen des 25. September 1914 war der Kampf um das Fort du Camp des Romains vorbei. Er hatte weniger als drei Stunden gedauert.
Leutnant Wülknitz war hinausgeeilt und hatte die Einstellung der Kampfhandlungen auf deutscher Seite veranlasst. Er traf am östlichen Eingang des Forts auf Major von Rössing und General von Tautphoeus, die in Begleitung des Führers des III. Bataillons des K.B. IR 6, Major von Kießling, inzwischen auch auf dem Fort angekommen waren. Die deutschen und französischen Offiziere trafen sodann im Bereich der zentralen Hauptpoterne des Forts aufeinander. Major von Kießling war der französischen Sprache am besten mächtig, so dass ihm die weitere Führung der Verhandlungen und die Ausarbeitung der Kapitulationsvereinbarung in der französischsprachigen Fassung überlassen wurde. General von Tautphoeus sowie Lieutenant-Colonel Grignot unterzeichneten im Anschluss die Vertragsurkunden, womit das Schicksal des Forts entgültig besiegelt war.
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Die Kapitulationsvereinbarung sah vor, dass die französische Besatzung ihre Habseligkeiten zusammenpacken und um 14.00 Uhr ausmarschieren solle. Zuvor wurden durch französische Offiziere die Bewaffnung und Munitionsräume übergeben und durch die Pioniere das Fort auf Sprengfallen untersucht. 28 Geschütze, vier Maschinengewehre und eine erhebliche Menge an Munition und Proviant fielen in deutsche Hände. Pünktlich zur vorgesehenen Zeit marschierte die Besatzung in der Stärke von 5 bis 7 Offizieren sowie zwischen 450 und 530 Unteroffizieren und Mannschaften unter militärischen Ehren in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Die Unteroffiziere und Mannschaften traten ihren Weg über die Rue du Porte à Metz in Richtung der an den Côtes Lorraines gelegenen Bahnhöfen an, so vor Allem nach Vigneulles-lès-Hattonchâtel, das über einen Vollbahn-Anschluss verfügte. |
Nach den Tagebuchaufzeichnungen einer Einwohnerin von St. Mihiel, Madame Yvonne André, deren Mann zu dieser Zeit als Offizier in der Batterie des Paroches Dienst tat, wurden die kriegsgefangenen Offiziere zunächst nach St. Mihiel hineingeführt, wo sie vor ihrem Abtransport nach Deutschland ein letztes Mal im Hotel du Cygne speisen durften. Sie sollen einen desolaten Eindruck hinterlassen haben. Den Aufzeichnungen ist recht deutlich zu entnehmen, dass die Offiziere im Gegensatz zur späteren offiziellen französischen Darstellung nicht als Helden empfangen wurden, vielmehr bei der Bevölkerung der Eindruck entstanden war, dass sowohl die Stadt selbst, als auch das Fort du Camp des Romains nicht mit allerletzter Konsequenz verteidigt wurde.
Diese Einschätzung wurde neben der kurzen Gefechtszeit auch auf die recht niedrigen Verlustzahlen gestützt. Auf französischer Seite ist anhand verschiedener Quellen von etwa 45 Toten und 130 Verwundeten auszugehen. Das K.B. IR 11 verlor nach eigenen Aufzeichnungen bei dem Sturm an Toten einen Offizier und 22 Unteroffiziere und Mannschaften. An Verwundeten kamen hinzu vier Offiziere und 69 Unteroffiziere und Mannschaften. Bei den Pionieren vom 16. PiB lag die Zahl an toten Offizieren bei zwei und bei den Unteroffizieren und Mannschaften bei 16. Zudem waren 35 Verwundete zu beklagen. Zu den Verlusten des III./K.B. IR 6 sind keine Zahlen bekannt geworden.
Nach den Kämpfen sahen sich die Vertreter der Pioniereinheiten bezüglich ihres Verdienstes an der Einnahme des Forts du Camp des Romains nicht ausreichend gewürdigt. Dies lässt sich insbesondere dem oben verlinkten Beitrag des Generals Wilhelm Haenichen im 1931 erschienenen Ehrenbuch der Deutschen Pioniere ganz am Ende entnehmen. Besondere Kritik erfuhr der regelmäßig erscheinende Deutsche Heeresbericht, der in seinem Beitrag zum 25. September 1914 zwar die Verdienste des K.B. IR 11 würdigte, die Pioniere das II./PiB 16 hingegen mit keinem Wort erwähnte. Zwar wurde die Rolle der Pioniere in dem unter Leitung des Reichsarchivs durch General von Gebsattel verfassten 6. Bandes der Reihe "Schlachten des Weltkrieges erwähnt. Die Verdienste der eigenen Truppe dominieren jedoch deutlich die Darstellungen des bayerischen Generals und Führers des III. Bayerischen Armeekorps.
deutsche Nutzung:
Da es den Deutschen gelungen war, bei der Einnahme der Stadt St. Mihiel einen Brückenkopf auf dem westlichen Maas-Ufer zu errichten, kam es hier noch zu schwereren Kämpfen unter Beteiligung der Bataillone I und II. des K.B. IR 6. sowie anderer Einheiten, die bis in das Jahr 1915 hinein anhalten sollten. Sodann erstarrten Mitte 1915 die Fronten. Das Fort du Camp des Romains lag nunmehr an der Spitze eines deutschen Frontkeils, der bis zur französisch-amerikanischen Offensive ab dem 12. September 1918, also über nahezu vier Jahre hinweg, behauptet werden konnte.
Die bereits bei seiner Errichtung von einzelnen französischen Offizieren geäußerte Befürchtung, das Fort Römerlager könnte den Deutschen im Falle seiner Einnahme als exzellenter Beobachtungsposten dienen, hatte sich unheilvoll bewahrheitet. Nach kurzer Zeit waren Beobachtungsstellen verschiedenster Fuß- und Feldartillerieeinheiten eingerichtet. Der Blick vor allem nach Süden und Südwesten reichte bei gutem Wetter bis zu 100 Kilometer weit. Die Franzosen zogen sich weit nach Süden über die Maas zurück und behielten im näheren Bereich lediglich einzelne Posten und Feldwachen.
Es erfolgten mannigfache Ausbauten, bspw. in Form von Periskopständen, Unterkunftsbereichen und Artilleriestellungen, von denen heute noch einige Bauten auffindbar sind. Umfangreiche Tunnelanlagen wurden aus dem Fortgraben in alle Richtungen angelegt, vgl. den Sprengplan aus Juni 1918.
Bis zum 12. September 1918 hielten die Deutschen das Fort, sodann wurde es durch die Franzosen im Rahmen der alliierten Offensive zurückgewonnen.
Die nachfolgenden Bilder stammen aus dem Album des Leutnants Rüger, Angehöriger der 3. Batterie des 3. K.B. Fußartillerie-Regiments. Die Einheit hatte im Jahr 1915 auf dem Fort du Camp des Romains Beobachtungspositionen eingerichtet. Leutnant Rüger fertigte dutzende Bilder, die das Leben der Soldaten im Fort nachempfinden lassen. Angehöriger der Batterie war auch der Kanonier Luitpold Schaller, der am 03. Mai 1915 im Bereich seiner Batteriestellung auf den Côtes Lorraines fiel und dessen ehemaliges Grabmal in der Nähe des bekannten Löwen von Valbois bei Varvinay an der D 901 besichtigt werden kann. Herzlichen Dank an Marcus Massing für die Zurverfügungstellung der Bilder. |
heutiger Zustand:
Heutzutage ist das Fort du Camp des Romains vom Verfall geprägt. Nachdem in den 1990er Jahren eine private französische Initiative ambitioniert damit begonnen hatte, das Werk für touristische Zwecke zu erschließen, diese Arbeiten jedoch bereits nach kurzer Zeit auch aufgrund des erkennbar gewordenen, nicht realisierbaren Aufwandes wieder eingestellt wurden, ist das Fort seitdem sich selbst überlassen. Vor wenigen Jahren wurden umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. In deren Zuge wurde der am westlichen Hauptportal gelegene, gern fotografierte Durchgangsbogen gesprengt. Zudem wurden die gesamten von den deutschen Truppen angelegten Tunnelanlagen mit massiven Metallgittern unzugänglich gemacht. Das Osttor wurde, wie einige andere ehemals zugängliche Bereiche, so diverse Öffnungen in den Grabenstreichen, aus Sicherheitsgründen zugemauert.
Die heutige Verwendung der Anlage beschränkt sich auf jagdliche Zwecke. Gelegentlich trifft man Mountainbiker und Motocross-Fahrer, die das unwegsame Gelände insbesondere im Bereich des ehemaligen Waffenplatzes für ihre Zwecke nutzen.
Das gesamte Gelände um das Fort du Camp des Romains ist militärisches Sperrgebiet. Das Betreten der Anlage ist streng verboten.