Bois d´Ailly, Marbotte, Fort de Liouville
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Im Zuge des Angriffs auf den Bereich des Fort du Camp des Romains Ende September 1914 war es den Deutschen gelungen, die vordere Linie östlich des Forts weit nach Südwesten bis unmittelbar an die Maas-Höhen vorzuschieben. Dadurch verloren die Franzosen ihre Beobachtungs- und Einwirkungsmöglichkeit auf die strategisch wichtige Straße von St. Mihiel nach Apremont und die nördlich davon gelegenen Gebiete. Die Deutschen hingegen waren nunmehr in der Lage, tief nach Süden in das französische Hinterland zu blicken. Aus diesem Grund waren die französischen Linien weit nach Südwesten zurückgebogen.
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Ab April 1915 war der Bereich des Bois d´Ailly, den die Deutschen Ailly-Wald nannten, Schauplatz starker französischer Angriffsbemühungen. Hier, im Bereich der Combres-Höhe und weiter östlich im Priesterwald versuchten die Franzosen mit konzentrierten Angriffen, den Frontkeil von St. Mihiel einzudrücken. Unterstützt wurden die Kämpfe durch die zu diesem Zeitpunkt noch teilweise einsatzfähigen Geschütze der Forts Les Paroches sowie Liouville. Es gelang den Franzosen im Bereich des Bois d´Ailly, tief in das deutsche Stellungssystem einzudringen und sich dort festzusetzen. Dabei stieß die 7. Kompanie des französischen 172. Infanterie-Regiments unter dem Major d´André am 20. Mai 1915 ohne Anschluss an benachbarte Einheiten über drei Gräben bis in die deutsche Hauptstellung vor. Die Einheit wurde dort mit ca. 80 Mann abgeschnitten. Die Franzosen hielten bis zum 22. Mai 1915 aus, mussten sich dann aber mangels Wasser und Verpflegung ergeben. Aus diesen Kämpfen ist die Mahnung des Kommandanten d´André überliefert: “N’oubliez pas la tranchée de la soif!”, "Vergesst niemals den Durstgraben!”. Heute befindet sich an dieser Stelle ein beschilderter Rundweg und eine Gedenkstätte.
Bis Juli 1915 eroberten die Deutschen das gesamte verloren gegangene Gebiet zurück. Vor allem im Abschnitt La Vaux Féry kam es dabei zu sehr verlustreichen Kämpfen, bei denen von beiden Seiten auch die Mittel des Minenkriegs eingesetzt wurden. Viele der französischen Verwundeten und Gefallenen wurden in das Dorf Marbotte verbracht, in dessen Kirche ein Verbandsplatz eingerichtet war. Es ist überliefert, dass während der Kämpfe der gesamte Boden der Kirche mit Toten, Sterbenden, Verwundeten, Blut und Exkrementen bedeckt war.
Ab August 1915 flauten die Kämpfe ab. Der Stellungskrieg folgte und dauerte bis in den September 1918 hinein an. Beide Seiten waren zwar fortlaufend bemüht, Geländegewinne zu erzielen, jedoch nicht mehr in der bisherigen Intensität. Das deutsche Stellungssystem wurde nach und nach massiv ausgebaut. Die Gräben der vorderen Stellungen wurden betoniert, mit MG- und Beobachtungsständen, Infanterie-Auftritten sowie schusssicheren Unterständen verstärkt. Das Gelände geriet im Rahmen der amerikanisch-französischen Offensive ab dem 12. September 1918 wieder in alliierten Besitz.