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Chemin des Dames - Kämpfe im Bereich des Damenweges 1914-1918
Chemin des Dames - Allgemeines
Die Bezeichnung „Chemin des Dames" ist den allermeisten militärhistorisch Interessierten zwar ein Begriff. Im Gegensatz zu Schlachtfeldern wie dem bei Verdun, an der Somme oder nahe Ypern fällt eine Verortung aber schwer und bleiben die Kenntnisse zu konkreten militärischen Abläufen bestenfalls im Vagen. Geschichtsorte wie das ehemalige Schlachtfeld von Verdun wurden nach dem Ersten Weltkrieg schnell zum Inbegriff für das Leiden und Sterben des einfachen Soldaten, mit der Zeit zu musealen und multimedialen Gedenkstätten für das Grauen des Ersten Weltkriegs, zum Gegenstand schulischen und universitären Lernens und zu einem Markenzeichen der Versöhnung zwischen den Völkern.
Demgegenüber wurde französischerseits das Kriegsgeschehen am Chemin des Dames nach dem Ende des Ersten Weltkriegs schnell aus dem historischen Blickwinkel gerückt, obwohl dort ebenso intensive Kämpfe stattfanden und entsprechend viele Soldaten starben wie in den anderen Großschlachten entlang der Westfront. Grund dafür waren die Meutereien zum Ende der im Frühjahr 1917 entfesselten „Nivelle-Offensive“, bei denen ganze Fronteinheiten der französischen Armee gegen die strengen Dienstregularien und die Unsinnigkeit des massenhaften Sterbens aufbegehrten. Diese Geschehnisse brachten das politische und militärische System Frankreichs an den Rand des Zusammenbruchs. Es kam zu hunderten Todesurteilen gegen meist junge Soldaten, von denen letztendlich aber nur wenige vollstreckt wurden.
Die Vorgänge lösen bis heute Scham und kontroverse Debatten in Frankreich aus. Zwar hat die französische Nationalversammlung im Jahr 2021 beschlossen, die zumeist aus nichtigem Grund oder allein zur Abschreckung füsilierten Soldaten zu rehabilitieren. Bei der Umsetzung tut man sich aber schwer. Immer noch betreffen die Verfahren lediglich einzelne auf Initiative von Angehörigen oder Historikern ausgewählte Kandidaten, die sodann eher heimlich auf Soldatenfriedhöfe unter der Kreuzinschrift „Mort pour la France" umgebettet werden. Dieses „Privileg“ war ihnen bis dahin verwehrt geblieben. |
Lieder mit pazifistischem Hintergrund wie das berüchtigte „La Chanson de Craonne" oder auch der US-Kriegsfilm „Paths of Glory" mit Kirk Douglas in der Hauptrolle blieben bis Mitte der 1970er Jahre in Frankreich verboten. Der historische und gesellschaftliche Umgang mit den Kriegsereignissen des Frühjahres 1917 am Chemin des Dames ist für die Franzosen bis heute nicht abschließend geklärt.
Chemin des Dames - Namensgebung
Um den Ursprung der Bezeichnung „Chemin des Dames" ranken sich diverse Mythen. Allen Theorien gemein ist, dass zunächst die dort verlaufende Straße, die heutige D18CD, namenstragend war und nicht der geografisch inzwischen so bezeichnete Höhenzug zwischen den Städten Soissons im Westen, Laon im Norden und Reims im Südosten. Erst ab Ende des 19. Jahrhunderts ist der Straßenname zunächst als „Route des Dames", später dann als „Chemin des Dames" geläufig, obwohl er bereits auf die Regierungszeit Ludwigs des XV. (*1710 - †1774) zurückgehen soll.
Nach allen Theorien hat das nördlich Bouconville-Vauclair gelegene Château de la Bôve eine entscheidende Rolle gespielt. Vielfach und sogar in der deutschen Wikipedia wird fälschlicherweise berichtet, das Anwesen sei ein Jagdschloss der französischen Bourbonen-Kaiser gewesen. Während in den ausgedehnten Wäldern um das Schloss Jagdgesellschaften der königlichen Entourage stattfanden, seien die vornehmen Damen auf dem Höhenzug zwischen den Ortschaften Craonne im Osten und Vaudesson im Westen flaniert. Deshalb habe die Straße den Namen „Chemin des Dames" erhalten.
Tatsächlich geht der Name auf zwei Töchter König Ludwigs XV. zurück, Marie Adélaïde und Victoire de Bourbon. Erstere hatte in jungen Jahren eine Zofe mit Namen Françoise de Châlus, die spätere Duchesse de Narbonne-Lara (* 1734; † 1821). Nachdem Adelaïde sie zu ihrer Dame d´honneur erhoben hatte, verließ Françoise de Châlus Versailles und erwarb das la Bôve Château, wo sie fortan lebte.
Um Adélaïde und ihrer Schwester Victoire, die beide unverheiratet am französischen Hofe lebten und allgemein als „les Dames de France“ betitelt wurden, Besuche auf dem Château de la Bôve zu ermöglichen, wurde kurzerhand das staatliche Corps des Ponts et Chaussées angewiesen, ausgehend der Straße zwischen Soissons und Laon (heutige N 2) in der Nähe einer damals noch existierenden Herberge mit Namen „l´Ange-Gardien" einen bereits vorhandenen Weg Richtung Craonne und bei der Hurtebise Ferme eine Abzweigung nach Norden entlang des Klosters von Vauclair zum Château de la Bôve zu befestigen. Daraus ergab sich für die heutige D18CD der Name „Route des Dames" oder später „Chemin des Dames".
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Derart verschwenderische Ausgaben der absolutistischen Herrscherklasse waren der Auslöser für die wenig später beginnende Französische Revolution.
Chemin des Dames - Geografisches und Geologisches
Der in Ost-West-Richtung verlaufende, das umliegende Gelände um etwa 100 Meter überragende zentrale Höhenzug des Chemin des Dames war in beiden Weltkriegen und auch bereits davor Austragungsort diverser militärischer Auseinandersetzungen. Nach Norden fällt das Gelände zum Tal der Ailette ab, nach Süden sehr steil in das Tal der Aisne. Aus südlicher Richtung gelangt man nur über die teils tiefen Taleinschnitte auf das Hochplateau, von Norden ist ein Aufstieg zwar möglich, aber sehr beschwerlich. Bis in die Neuzeit existierte keine den Höhenzug in Nord-Süd-Richtung überquerende Route, die für größere Truppenbewegungen oder den Transport schweren militärischen Gerätes geeignet gewesen wäre.
Geologisch hat der Höhenzug einen gleichmäßigen, söhligen Aufbau. Das begünstigte für die Soldaten das Anlegen von Schützengräben, Unterständen und vor allem größerer Stollen- und Tunnelanlagen. Ausgehend der Talsohle (ca. 100 m ü.M.) bildet eine ca. 50 m dicke Sandablagerung den Unterbau des gesamten Höhenrückens. Diese schließt nach oben mit einer Grünsand-Schicht (Glaukonit) ab. Darüber finden sich in einer Dicke von ca. 30 m Kalkablagerungen unterschiedlicher Dichtigkeit. Umgeben von meist harten, plattigen Schichten ist darin eine etwa 10 m dicke Kalksandsteinschicht eingeschlossen, in der seit dem frühen Mittelalter die vielen zur Baumaterialgewinnung dienenden Sandsteinbrüche der Gegend angelegt wurden, so auch die bekannte und touristisch erschlossene „Drachenhöhle“ („Caverne du Dragon“). Den oberen Abschluss bildet eine bis zu 8 m dicke Lehmschicht. Die zu Kriegszeiten errichteten und vielfach noch auffindbaren Überreste größerer Stollen- und Tunnelanlagen liegen im Bereich der Sandschicht direkt unterhalb der festen Kalkablagerung, die als stabile Deckenkonstruktion genutzt wurde. Von Ost nach West senkt sich die Schichtenlage merklich ab. Die Kalk-Unterkante und damit auch die Mehrzahl der militärischen Überbleibsel aus dem Ersten Weltkrieg findet sich im Osten (Winterberg/Plateau de Californie) etwa in 170 m, mittig (Cerny-en-Laonnois) etwa in 155 m und westlich (Fort de la Malmaison) etwa in 140 m Höhe ü.M.
Chemin des Dames - Schlacht bei Craonne 1814
In der Epoche der Neuesten Geschichte ist der Chemin des Dames lediglich durch ein Ereignis in den militärhistorischen Blick getreten: die Anfang März 1814 ausgetragene „Schlacht bei Craonne". Nach dem für die Franzosen katastrophal geendeten Feldzug gegen Russland zerfielen die durch Napoléon Bonaparte geschaffenen Machtstrukturen in Europa. Es folgten die Befreiungskriege, die mit einer schweren Niederlage der Franzosen in der Völkerschlacht bei Leipzig ihren Höhepunkt fanden. Die geschlagenen Truppen Napoléons zogen sich über den Rhein zurück. Der französische Kaiser schaffte es jedoch, aus den spärlichen Resten seiner einstigen Armee in kurzer Zeit eine neue Streitmacht zu formen und trat der anfangs nur zögerlich agierenden Koalition aus russischen, österreichischen und preußischen Truppen in mehreren Schlachten auf französischem Boden entgegen.
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Zu einer letzten für die Franzosen erfolgreich endenden Schlacht kam es am 6. und 7. März 1814 auf den östlichen Ausläufern des Chemin des Dames, nahe der Ortschaft Craonne. Ausgelöst wurden die Kämpfe durch den Versuch der unter dem Befehl des preußischen Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher stehenden Schlesischen Armee, sich nach Einnahme der Stadt Soissons und dortigen Überschreitens des Flusses Aisne mit den beiden aus den Niederlanden heranmarschierenden Korps Wintzingerode und von Bühlow zu vereinigen, um sodann gemeinsam auf die französische Hauptstadt Paris vorzurücken.
Napoléon hatte seine Armee geteilt. Die eine Hälfte sollte Soissons zurückerobern, mit der anderen wollte der Kaiser die Truppen Blüchers östlich umgehen, sie von den rückwärtigen Verbindungen in die Niederlande abschneiden und sodann in Flanke und Rücken fassen. Als Blücher diesen Plan erkannte und sich in der flachen Ebene zwischen Corbény und der Aisne zum Kampf stellen wollte, hatten Napoléons Truppen den Fluss auf der handstreichartig eingenommenen Brücke von Berry-au-Bac bereits überschritten und die Ortschaften Craonne, Corbeny und Bouconville besetzt. Als mögliches Schlachtfeld kam damit nur noch das unbewachsene Hochplateau zwischen Craonne und dem westlich gelegenen Cerny-en-Laonnois in Betracht. Dort hatte die Infanterie des russischen Korps Wintzingerode unter dem Befehl des Grafen Woronzow bereits Aufstellung bezogen.
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Blücher erwartete ein Vordringen der napoleonischen Truppen über Craonne auf die Hochebene und sodann durch die nur wenige hundert Meter breite Engstelle bei der Hurtebise-Ferme. Hier sollte Woronzows Infanterie, mit artilleristischer Unterstützung und vermeintlich durch die steilen Abhänge zu beiden Seiten geschützt, den Franzosen frontal entgegentreten. Die zum Großteil zurückgehaltene Kavallerie sollte die Franzosen unter dem Befehl des russischen Generals Ferdinand Freiherr von Wintzingerode mit etwa 10.000 Mann und 60 Kanonen nördlich des Chemin des Dames umgehen und dem Feind sodann in den Rücken fallen.
Aufgrund unzureichender Befehlsgebung und mangelhafter Führung Wintzingerodes rückten die berittenen Einheiten jedoch nicht wie geplant vor. Einem französischen Korps unter dem Befehl des Marshalls Michel Ney gelang es unter schweren Verlusten, den kleinen Ort Ailles am nördlichen Fuß der Hochfläche einzunehmen, diese nach mehreren Fehlversuchen zu ersteigen, um sich oben in der linken Flanke der russischen Infanterie festzusetzen. |
Blücher hatte erwogen, den Umfassungsversuch doch noch zu Ende zu führen, musste jedoch aufgrund des zwischenzeitlichen französischen Übergewichts und der bedrohlich gewordenen Lage widerwillig den Rückzugsbefehl geben. Die Kämpfe endeten für beide Seiten sehr verlustreich. Russen und Preußen büßten etwa 6.000 Mann ein, Napoléons Truppen verloren etwa 5.000 Soldaten. Damit sollte die Schlacht bei Craonne die verslustreichste des gesamten Winterfeldzuges bleiben.
Blücher zog nunmehr seine Armee um die Festungsstadt Laon zusammen und erwartete dort den erneuten Angriff des französischen Kaisers. Obwohl der Feldmarschall in Folge der übermäßigen Strapazen und wohl auch entsprechenden Alkoholkonsums in eine schwere Depression verfiel und die Führung der Armee bis zum Ende des Feldzuges nicht mehr ausüben konnte, führte die zahlenmäßige Übermacht der versammelten Koalitionstruppen dazu, dass Napoléon bei seinem Angriff und auch in den nachfolgenden Gefechten keinen entscheidenden Erfolg mehr erringen konnte. Nach der verlorenen Schlacht bei Paris dankte der französische Kaiser am 12. April 1814 ab und ging in das ihm auferlegte Exil auf der Insel Elba. |
Unmittelbar südlich der heutigen D18CD, etwa auf Höhe der Ortschaft Craonelle, befindet sich eine Steinskulptur Napoléons, die im Jahr 1974 zur Erinnerung an die Schlacht bei Craonne am ehemaligen Standort der Mühle von Vauclerc eingeweiht wurde. Napoléon nutzte das ehemals steinerne Gebäude als Beobachtungsposten. Die Mühle wurde im Oktober 1914, während der schweren Kämpfe zu Beginn des Ersten Weltkriegs, komplett zerstört. Nahe der Hurtebise Ferme findet sich zudem das „Monument des Marie-Louise“, ein 1927 an Stelle eines im September 1914 zerstörten Obelisken errichtetes Bronze-Denkmal zur Erinnerung an die Tapferkeit der jungen französischen Rekruten, die allgemein mit dem Namen der französischen Kaiserin bezeichnet wurden. Das von Maxime Real del Sarte erschaffene Denkmal trägt die Jahreszahlen 1814 und 1914 und zeigt links einen Gardesoldaten aus den napoleonischen Kriegen sowie rechts einen französischen Poilus aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die gemeinsam einen Lorbeerkranz in die Höhe halten. Es erinnert damit auch an die schweren Kämpfe des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1914-1918.
Chemin des Dames - erste Schlacht an der Aisne 1914/1915
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Kriegswende 1916/1917
Mit einem französischen Großangriff endete am 19. Dezember 1916 die von den Deutschen "Operation Gericht" bezeichnete Schlacht um die lothringische Stadt Verdun. Auch wenn die deutschen Truppen besonders in der Anfangsphase größere Erfolge erzielen und die Franzosen fast zur Aufgabe des östlichen Ufers des Flusses Maas zwingen konnten, hatte sich der Angriff bereits im Sommer 1916 derart festgelaufen, dass sämtliche Offensivbemühungen nach und nach eingestellt wurden. Ende Dezember 1916 waren die deutschen Truppen durch die Franzosen wieder auf ihre Ausgangsstellungen zu Beginn des Angriffs zurückgeworfen worden. Beide Seiten erlitten bei den Kämpfen insgesamt etwa 700.000 Mann Verluste. Bereits im November 1916 hatten Briten und Franzosen die im Sommer 1916 auf dem Höhepunkt der Verdun-Kämpfe begonnene Entlastungs-Offensive an der Somme wieder abbrechen müssen. Ungeachtet nennenswerter deutscher Abwehrerfolge waren dort für beide Seiten noch deutlich höhere Verluste zu verzeichnen gewesen, so dass im Westen für das deutsche Heer an eine aktive Kriegsführung zunächst nicht mehr zu denken war.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz war mit Rumänien ein weiterer Kriegsgegner auf den Plan getreten. Nach russischen Erfolgen in der ersten Brussilow-Offensive erklärte der rumänische König Ferdinand I. Österreich-Ungarn am 27. August 1916 den Krieg. Die rumänische Armee verfügte zwar über eine beachtliche Streitmacht von mehr als 500.000 Mann, jedoch nur über etwa 500 moderne Geschütze und so gut wie keine motorisierten Fahrzeuge. Nach kleineren Anfangserfolgen stoppte die 9. deutsche Armee unter dem Kommando des ehemaligen Chefs der Oberstehen Heerseleitung (OHL) Erich von Falkenhayn den rumänischen Vormarsch. Am 6. Dezember 1916 zogen deutsche Truppen in Bukarest ein. Die rumänische Armee war vernichtet. Weitere russische Offensiven wurden dadurch zunächst unterbunden. Der deutsche Sieg veränderte grundlegend die Kräfteverhältnisse an der Ostfront. Die vom Deutschen Reich propagandistisch und auch finanziell unterstützte russische Februarrevolution führte im März 1917 zur Abdankung des Zaren Nikolaus und im weiteren Jahresverlauf zur endgültigen politischen und militärischen Destabilisierung. Letztendlich brachte die russische Oktoberrevolution den im Dezember 1917 geschlossenen Waffenstillstand mit dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten.
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Deutschland stand zum Jahreswechsel 1916/1917 an allen Fronten weit auf feindlichem Gebiet, obwohl England und Frankreich auch wegen der massiven finanziellen und materiellen Unterstützung durch die USA sowohl ökonomisch als auch militärisch inzwischen deutlich überlegen waren. Die seit 1914 andauernde Seeblockade durch die Engländer verschärfte inzwischen massiv die Hungersnot in der Heimat und auch die militärische Versorgungslage. Viele Vertreter aus Politik und militärischer Führung glaubten auf Grund der bisherigen Abwehrerfolge an der Somme sowie der absehbaren Kriegsentscheidung im Osten dennoch, in einer günstigen strategischen Lage zu sein. Ähnlich empfanden es aber auch die Entente-Mächte für sich, gestützt auf den moralisch wichtigen Erfolg der Franzosen bei Verdun sowie die Hoffnung auf einen baldigen Kriegseintritt der USA.
In dieser emotionalen Pattsituation mussten ungeachtet der riesigen Verluste und Schäden aus den bisherigen Kämpfen zwischenzeitliche Friedensbemühungen von deutscher Seite trotz zögerlicher Unterstützung durch den neuen amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson scheitern. Frankreich und Italien stützten den Ausgleich ihrer massiven Kriegsschulden auf den Grundsatz "Deutschland zahlt!". Beide Länder stellten inakzeptable Forderungen, so u.a. die Rückgabe aller von deutscher Seite seit 1870 annektierten Gebiete, die Aufspaltung Österreich-Ungarns in Nationalstaaten und die Abtretung großer türkischer Grenzregionen an Griechenland. |
Zwar war sich die deutsche militärische Führung der rein zahlenmäßigen Unterlegenheit bewusst. Es war allen Verantwortlichen klar, dass weitere Großschlachten wie die an der Somme nicht nochmals durchstanden werden konnten. Gleichwohl schürten neben dem absehbaren Freiwerden größerer Truppenkontingente im Osten zwei wesentliche militärtaktische Optionen die Hoffnung auf einen abschließenden Erfolg: der uneingeschränkte U-Boot-Krieg und Frontverkürzungen, vor Allem durch den bereits ab Herbst 1916 vorbereiteten Rückzug der deutschen Stellungen auf die so genannte "Siegfried-Linie". Hinzu kamen grundlegende Änderungen und die Vereinheitlichung der Verteidigungsstrategie auf Basis allgemeingültiger Vorschriften, mit deren Erarbeitung bereits im Jahr 1916 begonnen worden war. Der neuen Taktik lag neben einer Tiefengliederung des Stellungssystems und dem massiven Einsatz von Maschinengewehren eine elastische und damit einheitenschonendere Kriegsführung zu Grunde. Nach Prognose der Marineleitung sollte es mit der deutschen U-Boot-Waffe jedenfalls binnen eines halben Jahres gelingen, England von der Versorgung aus den USA abzuschneiden und an den Verhandlungstisch zu torpedieren. So sollte eine Kriegsentscheidung sei es auch im Verhandlungswege möglich werden, noch bevor sich der auf Grund des rigorosen Einsatzes der U-Bootwaffe erwartete Kriegseintritt der USA auf das Kriegsgeschehen auswirken konnte.
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Nebenstehend ist der komplette Inhalt des im Original erhalten gebliebenen Befehls des Kommandierenden Generals des Generalkommandos z.b.V. Nr. 65 (Gruppe Sissonne), Eberhardt von Schmettow, vom 6. Mai 1917 wiedergegeben. An den Kommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 111 (Teil der 28. Reserve-Division) ergeht die Aufforderung, über die Gefechtstätigkeit auf dem Winterberg am 4. und 5. Mai 1917 zu berichten. Aus der ungewöhnlich harschen Formulierung ist die kritische Haltung der Korps-Führung bezüglich des negativ verlaufenden Kampfgeschehens und der vermuteten Verantwortlichkeit des Regiments deutlich zu entnehmen.
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G R U P P E S I S S O N N E |
Exkurs: Winterberg-Tunnel - Mythen und Realität einer Entdeckung
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