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Combres-Höhe - les Éparges
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Den nordöstlichen Eckpfeiler des Frontbogens von St.-Mihiel bildete ein bis zu 346 Meter hoher, ca. 1.100 m langer und ca. 700 m breiter Bergrücken im Bereich der Maas-Höhen. Die Erhebung hieß bei den deutschen Truppen "Combres-Höhe", benannt nach dem am südlichen Fuß liegenden und bis September 1918 in deutschem Besitz gebliebenen Ort Combres-sous-les-Côtes. Vereinzelt findet sich auch die Bezeichnung "Comber-Höhe". Bei den Franzosen hieß sie "Côte 346" oder "Crète des Éparges" nach der französischerseits behaupteten und westlich gelegenen Ortschaft Les Éparges.
Combres-Höhe: Allgemeines
Anhand der beeindruckenden Fernsicht wird dem Besucher der Combres-Höhe schnell deutlich, warum auf dieser kleinen Hochfläche über den gesamten Verlauf des Ersten Weltkrieges schwere Kämpfe tobten: Von der östlichen Spitze des Höhenzuges, dem späteren "Point X", war das deutsche Hinterland nach Süden und Südosten weiträumig zu überblicken. Die Behauptung des im September 1914 entstandenen Frontbogens von St. Mihiel, aber auch die Einleitung der im Februar 1916 begonnenen Verdunschlacht, wäre für die Deutschen undenkbar gewesen, wenn die Franzosen in den Besitz dieser exzellenten Beobachtungsposition gelangt wären.
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Combres-Höhe: wehrgeologische Ausgangssituation
Die Combres-Höhe besteht aus vier gleichförmig übereinander liegenden und leicht nach Westen abfallenden Gesteinsschichten. Den Sockel bildet bis zu einer Höhe von 325 m ü.M eine etwa 70 m dicke Lage von blaugrauem, gelb verwittertem Tonmergel mit eingelagerten Kalkknollen. An der Oberfläche ist das Gestein weich, in der Tiefe hart und schwer zu bearbeiten. Die Tone sind wasserundurchlässig, sodass dort errichtete Stellungen leicht verschlammen konnten. Unterirdisch und besonders in den tieferen Lagen sind die Tone vollkommen trocken, sodass diese Schicht für Tunnel- und Stollenbau gut geeignet war. Über dem Tonmergel-Sockel liegt eine etwa 10 m dicke und bis zu einer Höhe von 335 m ü.M reichende Schicht aus braungelbem, eisenschüssigem Kalk, die wassdurchlässig und deshalb für den Tunnelbau ungeeignet war. Über dieser Schicht folgt in einer Dicke von bis zu 15 m ein gelb-weisser, wasserundurchlässiger und gut zu bearbeitender Mergelkalk, in dem stabile und trockene Schützengräben und Stollen errichtet werden konnten. Diese Schicht reicht bis zu einer Höhe von 350 m ü.M. und wird in den obersten Lagen, vorrangig in den damaligen Abschnitten "Granathügel", "Combres-West" und "Herbeuville-Stellung", von einem weißen, harten Korallenkalk überlagert.
Aus Struktur und Verhalten der einzelnen Gesteinsschichten dem aufkommenden Oberflächenwasser gegenüber ergaben sich aus Sicht der Geologen der Vermessungsabteilung 2 der Armee-Abteilung Strantz für den Tunnel- und Stollenbau auf der Combres-Höhe folgende Empfehlungen:
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Die Académie De Nancy-Metz beschreibt in einem Homepage-Beitrag mit dem Titel "La Côte de Meuse aux Éparges" in der Rubrik "Géologie de la Lorraine" aktuelle geomorphologische und historische Aspekte im Kontext der Combres-Höhe. Entsprechende Informationen finden sich auch zu vielen anderen Orten der Region. Die Artikel enthalten interessante Anregungen für private, wissenschaftliche und auch schulische Forschungsprojekte.
Combres-Höhe: Militärische Gesamtlage Ende August 1914 - V. Armeekorps
Erstmalig gerieten die Maas-Höhen Ende des Monats August 1914 in den militärischen Fokus. Die Mittelgruppe des deutschen Westheeres hatte mit der 4. Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg zwischen Sedan und Stenay die Maas überschritten. Die 5. Armee unter dem deutschen Kronprinzen Wilhelm sollte sich zwischen Stenay und Verdun anschließen, stieß jedoch auf starken Widerstand. Am 26. August 1914 nahm das am rechten Flügel der 5. Armee weit nach Westen vorgedrungene V. Armeekorps (9. und 10. Division) die Ortschaften Brehéville, Lissey und Ecurey ein. Es stand damit in unmittelbarer Schlagdistanz zur Maas. Der Führer des Korps, General Hermann von Strantz, befahl für den Folgetag die Gewinnung des westlichen Maas-Ufers, um die ungeordnet über den Fluss zurückdrängenden französischen Kräfte in Flanke und Rücken zu fassen. Dazu kam es aber nicht. Die folgenden Anordnungen der Obersten Heeresleitung (O.H.L.) und ihres Chefs Helmuth von Moltke waren der Anfang einer Kette von Fehlentscheidungen, die Mitte September 1914 in dem als "Marne-Drama" bekannt gewordenen Rückzug des Westheeres und dem Scheitern der gesamten deutschen Feldzugstrategie gipfelten.
Was war geschehen? In Befolgung des im Jahr 1894 geschlossenen Beistandspaktes zwischen Frankreich und dem russischen Zarenreich (Französisch-Russische Allianz) mobilisierte das russische Heer unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch in Belgien. Ab Mitte August 1914 drangen die Russen mit zwei Armeen auf ostpreußisches Gebiet vor. Auf deutscher Seite stand dort lediglich die 8. Armee unter dem Kommando des Generals Max von Prittwitz, später abgelöst von dem Feldherrenduo Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff. Der deutsche Plan sah vor, die russischen Verbände nacheinander anzugreifen und zu schlagen. Obwohl vonseiten der Armeeführung keine Notwendigkeit für Truppenverstärkungen reklamiert wurde, sah sich die O.H.L. veranlasst, drei Armeekorps von der Westfront abzuziehen und nach Ostpreußen zu verlegen. Neben dem V. Armeekorps betraf dies das zur 2. Armee gehörende Garde-Reservekorps sowie das bei der 3. Armee kämpfende XI. Armeekorps. Die beiden letztgenannten Korps trafen erst nach den für die deutschen Truppen siegreich ausgegangenen Schlachten von Tannenberg und an den Masurischen Seen in Ostpreußen ein. Vor allem das Fehlen dieser beiden Korps auf dem für den deutschen Frankreich-Feldzug entscheidenden rechten Heeresflügel sollte sich fatal auswirken und bedingte die Mitte September 1914 getroffene Entscheidung der O.H.L. zum Abbruch der Marne-Schlacht.
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Das V. Armeekorps erreichte der Befehl zum Abbruch aller Offensivbemühungen am 26. August 1914. Obwohl die Anordnungen starkes Unverständnis hervorriefen, wurden sie seitens der O.H.L. beibehalten. Selbst nachdrücklicher Widerspruch der Armee- und Korpsführung angesichts der Möglichkeit zur Wegnahme der Festung Verdun vermochte keine Änderung herbeizuführen. Bereits am Folgetag marschierte das V. Armeekorps zurück nach Osten. Die Herausnahme des Korps machte Umgruppierungen bei der 4. und 5. Armee erforderlich und wirkte sich bis zur 3. Armee entsprechend aus. Für mehrere Tage wurde das Vorgehen aller drei Armeen gebremst. Die wankende französische Verteidigung im Mittelabschnitt der Westfront konnte sich unverhofft wieder konsolidieren.
Nach dem überraschenden deutschen Sieg in der Schlacht bei Tannenberg wurde das V. Armeekorps bereits am 30. August 1914 erneut der 5. Armee unterstellt und marschierte zurück Richtung Westen. Im Armeeverband sollte nördlich Verdun die Maas überschritten werden. Bereits am Folgetag wurde das Korps durch entsprechenden Armeebefehl erneut angehalten und zurückbeordert, um östlich Verdun befürchtete französische Angriffe in Richtung Metz abzuwehren. Der kommandierende General Hermann von Strantz erkannte trotz dieses Hin und Her die strategische Option, dass seine Truppen bei passender Gelegenheit aus der Woëvre-Ebene in Richtung der Maas-Höhen zwischen Combres und St-Maurice-s.l.-Côtes offensiv werden könnten. Zu diesem Zweck wurde die 10. Division ab dem 3. September 1914 nach Süden in eine Linie Jonville - Harville gezogen. Zudem wurde verstärkte Luftaufklärung über die gesamte Woëvre-Ebene angeordnet. Patrouillen sollten im Bereich der Maas-Höhen aufklären.
Combres-Höhe: Beginn der Kämpfe im September 1914
Am 7. September 1914 erhielt das V. Armeekorps den Befehl, den Höhenzug der Côtes Lorraines und die Maas-Forts Camp des Romains, Les Paroches und Troyon in Besitz zu nehmen. Das war der Auftakt für die vier Jahre andauernden Kämpfe auf den Maas-Höhen. In zwei Kolonnen traten die Einheiten der 10. Infanterie-Division den Vormarsch an, die 19. Infanterie-Brigade südlich und die 20. Infanterie-Brigade nördlich. Teilen der Königs-Jäger zu Pferde Nr. 1 und des Infanterie-Regiments 47 gelang es ohne Schwierigkeiten, in eine Linie Les Éparges - St. Rémy - Dompierre - Lavignéville vorzurücken. Die französischen Einheiten hatten überraschend ihre Stellungen an den Hängen der Maas-Höhen verlassen und sich zurückgezogen. Am Abend gingen Teile des IR 47 westlich Herbeuville, auf der späteren "Herbeuville-Höhe", und der Höhe 362, später "Combres-West", zur Ruhe über. Das Hauptquartier der 10. Division wurde im Dorf Combres eingerichtet. Teile des Infanterie-Regiments 50 besetzten den Höhenzug des Montgirmont und den Sattel der Combres-Höhe. Dort errichteten sie Stellungen auf dessen höchstem Punkt, dem später schwer umkämpften "Finger".
Am Folgetag, dem 8. September 1914, setzte das durch andere Teile der Division verstärkte IR 50 seinen Vormarsch in Richtung des Fort de Troyon fort. Schwere Artillerie, darunter zwei 30,5 cm Skoda-Mörser der 3. Batterie des k.u.k. "Halbbataillons Krakau“, hatten bereits in der Nacht mit der Beschießung des Forts begonnen. Die geplante Erstürmung musste jedoch wegen schlechten Wetters und unzureichender Zerstörungswirkung abgesagt und noch mehrfach verschoben werden. Fort Génicourt im Norden sowie die südlich befindliche Batterie Lès Paroches blieben intakt und wirkten mit ihrer Artillerie störend auf die deutschen Operationen.
Die durch mangelnde Fernaufklärung und unzureichende Nachrichtenübermittlung beförderte Verunsicherung aufseiten der O.H.L. blieb bestehen. Agentenmeldungen besagten, dass westlich St. Mihiel französische Verbände einen Durchbruch auf Metz vorbereiten würden. Entgegen anderweitigen Erkenntnissen des Generalkommandos des V. Armeekorps wurde am 9. September 1914 erneut der sofortige Rückzug in die Woëvre-Ebene angeordnet. Obwohl dieser Befehl schon am nächsten Tag revidiert wurde, waren Pioniere und Infanterie bereits in ihre Ausgangsstellungen zurückgegangen und hatten nur kleinere Gruppen nahe dem Fort de Troyon zurückgelassen. Der Angriff war gescheitert. Durch Teile des IR 47 und IR 50 wurden erneut Stellungen auf der Combres-Höhe, dem Montgirmont sowie der Côte des Hures bezogen, da von Norden und Westen ebenfalls französische Angriffe befürchtet wurden.
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Bis zum 13. September 1914 kam wegen der zunehmenden Konfusion kein erneuter Angriff auf das Fort de Troyon zustande. Durch Befehl der O.H.L. war ein neuer Großverband unter dem Kommando des Generals Hermann von Strantz geschaffen worden, um Ordnung in die Aktionen zu bringen. Infolge des deutschen Rückzugs aus der Marne-Schlacht wurde jedoch auch die neugebildete Armeegruppe v. Strantz von den Côtes Lorraines etwa 40 km in nordöstliche Richtung hinter das Flüsschen Orne zurückbeordert.
Da es entgegen allen Befürchtungen zu keinen nennenswerten französischen Aktivitäten kam, wurde bereits am 16. September 1914 erneut die Wegnahme der Maas-Höhen und der dortigen Forts befohlen. Die Aufgabe wurde der dahingehend umbenannten Armee-Abteilung v. Strantz übertragen. Zu dieser gehörte das seitens des Generals Adolf von Oven übernommene V. preußische sowie das aus der 6. Armee herausgelöste III. bayerische Armeekorps des Generals Ludwig Freiherr von Gebsattel. Die Preußen sollten im Norden gegen die Côtes Lorraines und das Fort de Troyon angreifen, die Bayern die Forts Camp-des-Romains, Les Paroches und die Stadt St. Mihiel einnehmen. Die 33. Reserve-Division hatte die Festung Verdun von Osten her abzuschließen und die Flanke zu decken.
Der ursprünglich für den 17. September 1914 avisierte Angriff verzögerte sich wegen Dauerregens, stecken gebliebener Artillerie und eines vermeintlich drohenden französischen Angriffs gegen die Südflanke der Angriffsfront.
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Am 19. September 1914 war es dann so weit. Beide Korps überschritten angriffsweise die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straße zwischen Fresnes-en-Woëvre und Thiaucourt (heutige D 904). Westlich davon wurde eine Artillerieschutzstellung eingenommen. Im Bereich der Maas-Höhen und der Ortschaften wurden Erkundungen durchgeführt. Trotz Regens vollzog sich der Vormarsch planmäßig. Die Artillerie konnte bis zum Morgen des 20. September 1914 ihre Stellungen einnehmen und mit der Beschießung der Maas-Höhen beginnen.
Am Morgen des 21. September 1918 rückte die Infanterie weiter vor. Teile der 9. Division (IR 19, IR 58, GrenR 7) waren auf Hannonville, Herbeuville und Combres angesetzt, die 10. Division (IR 46, IR 47, IR 50, GrenR 6) auf Thillot St. Maurice und Billy s.l. Côtes. Anders als zu Monatsbeginn stießen die Truppen in den Orten auf heftigen Widerstand. Versteckt aufgefahrene französische Artillerie wirkte empfindlich mit gezieltem Feuer in die Flanken. Trotz merklicher Verluste gelang es, die Ortschaften im Sturm zu nehmen und auf den Maas-Höhen eine Linie Dommartin - Dompierre-aux-Bois zu erreichen. Die zahlenmäßig unterlegenen Franzosen hatten sich in westliche und nordwestliche Richtung in den Schutz der Wälder zurückgezogen.
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Nach der erfolgreichen Marne-Schlacht war die französische Führung optimistisch davon ausgegangen, dass es zu einem allgemeinen deutschen Rückzug kommen würde. Man rechnete nicht mit deutschen Angriffen, auch nicht im Bereich der Woëvre-Ebene. Durch Umfassung des nördlichen deutschen Heeresflügels ("Wettlauf zum Meer") und eine Offensive zwischen Verdun und Reims wollte man die finale Kriegsentscheidung herbeiführen. Ab dem 17. September 1914 machten die Deutschen jedoch überall wieder Front und leisteten den nachrückenden Franzosen energischen Widerstand. Große französische Truppenkontingente wurden herausgezogen und an die beiden Angriffsfronten verlegt. Im Bereich der Maas-Höhen betraf das die komplette 2. Armee. Zum Zeitpunkt der deutschen Offensive standen dort lediglich noch eine Reserve-Division (75e D.R.) und eine Kavallerie-Division (7e D.C.).
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Der Vorstoß der 9. Division schritt am Morgen des 21. September 1914 zunächst noch planmäßig voran. Nördlich hatte das Infanterie-Regiment 58 die Ortschaften Herbeuville und Combres einzunehmen und in Richtung St-Rémy-la-Calonne vorzustoßen. Südlich sollte das Infanterie-Regiment 19 über Hannonville s.l. Côtes auf die Maas-Höhen und weiter in Richtung Dommartin-la-Montagne vordringen. Es zeigte sich, dass der Ostabhang der Maas-Höhen feindbesetzt war. Aus ihren Stellungen leistete die französische Infanterie heftigen Widerstand. Das Gelände bereitete Probleme. Die steilen Hänge waren vielerorts mit dichtem Unterholz und Weinreben bewachsen, deren Gebinde und Verdrahtung das Fortkommen erschwerte. Die bei Fresnes-en-Woëvre, auf der Côte des Hures und westlich Les Èparges ungehindert aufgefahrene französische Artillerie wirkte empfindlich. Bis zum Abend hatte das IR 58 mit Teilen des Grenadier-Regiments 7 die Combres-Höhe und die Höhe 362 (später Combres-West) besetzt. Das IR 19 lag mit einem Bataillon zur Sicherung dort aufgefahrener Artillerie am Westrand der Höhe 373, der späteren Herbeuville-Höhe.
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Allmählich erkannte der Führer der französischen 3e Armee, Genéral Maurice Sarrail, die Brisanz der Situation. Ursprünglich war vorgesehen, dass die weiter südlich stehende französische 1e Armee unter dem Genéral Augustin Dubail deutsche Vorstöße in der Woëvre-Ebene durch eigenen Angriff unterbinden sollte. Das erwies sich in Anbetracht des erheblichen deutschen Geländegewinns als nicht mehr umsetzbar.
Neben der zunächst zur Verstärkung vorgesehenen 67. Reserve-Division ordnete Sarrail gegen Mittag des 21. September 1914 die Verlegung des gesamten östlich Verdun stehenden 6. französischen Armeekorps auf die Maas-Höhen an. Bis zum Morgen des 22. September 1914 stand so die französische 12. DI im Bereich Mouilly - Vaux-les-Palameix, weiter südlich die 67. DR vor Dompierre und die 40. DI von Seuzey über Lamorville bis hinab in die Lücke von Spada. Die französische 107e Brigade (RI 301, 302, 304) rückte eilig zu Pferd vor, mit dem Auftrag, den Montgirmont zu besetzen und, wenn irgend möglich, auch das Höhengelände von Les Éparges und Combres zurückzugewinnen. Letzteres scheiterte am Widerstand des IR 58. |
Die Stellungen des IR 58 lagen am nördlichen und westlichen Hang der Höhen. So konnten die wiederholt aus Richtung St. Rémy und Tresauvaux angreifenden Einheiten der 107e Brigade effektiv unter Feuer genommen werden. Die Soldaten waren jedoch dem feindlichen Artilleriefeuer schutzlos ausgeliefert.
Die Franzosen wollten das verlorene Terrain nicht kampflos aufgeben. Am Morgen des 22. September 1914 ordnete der Führer des 6e Corps d´Armée, General Martial Justin Verraux, die Rückeroberung der Maas-Höhen zwischen Combres und Hattonchâtel an. Was folgte, waren schlecht vorbereitete Angriffe, die den Franzosen kaum Geländegewinn, dafür aber hunderte Gefallene und ein Vielfaches an Verwundeten und Vermissten kosten sollten.
Einer der Toten war der junge Lieutenant Henri Alban Fournier, genannt "Alain Fournier". Er war als Angehöriger des französischen RI 288 (67. DI) an den Kämpfen auf den Maas-Höhen beteiligt. Mit weiteren französischen Soldaten wurde er am 22. September 1914 westlich Dommartin-la-Montagne von Angehörigen des Grenadier-Regiments Nr. 6 gefangengenommen und erschossen. Unter seinem Kommando soll es zur gezielten Tötung deutscher Sanitäter und Verwundeter gekommen sein. Fournier wurde als vielversprechendes Schriftstellertalent gehandelt. Nach Kriegsende stilisierte man ihn zu einem Symbol für die im Krieg verlorene intellektuelle Jugend Frankreichs. |
In den bis Ende September 1914 andauernden Kämpfen auf den Maas-Höhen erlitten auch die Deutschen merkliche Verluste. Ab dem 23. September 1914 hatte sich die französische Verteidigung gegenüber den bis in den Bereich der Grande Tranchée de Calonne vorgerückten Einheiten durch Zuführung von Verstärkungen und starker Artillerie konsolidiert.
Es gelang den Franzosen, die in den dichten Waldungen ohnehin kaum vorwärts kommenden Angreifer durch einzelne, geschickt platzierte Posten, Maschinengewehre und Baumschützen in blutige Scharmützel zu verwickeln. In dem undurchdringlichen Unterholz und gegenüber einem unsichtbaren Feind gerieten die deutschen Einheiten ständig durcheinander, verloren die Richtung und mussten durch deren Führer unter feindlichem Beschuss immer wieder neu geordnet werden. |
Vor allem der Verlust an Offizieren und Feldwebeldienstgraden war in diesen Tagen immens. Da sie, wie in früheren Zeiten, ihren Einheiten vorweggingen und anhand der Uniformen gut zu erkennen waren, gaben sie ideale Ziele für die französischen Scharfschützen ab. Die meisten der später aufgefundenen Gefallenen waren an Brust- oder Kopfschüssen gestorben. Der Kampf wurde von beiden Seiten erbittert geführt. Gefangene wurden nur selten gemacht. Verwundete konnten, selbst unter Mitführung von provisorisch aus Unterhemden und französischen Uniformhosen hergestellten Rotkreuz-Zeichen, nicht geborgen werden.
Wie befohlen, war es dem IR 154 und Teilen des Grenadier-Regiments 7 bis zum Abend des 24.09.1914 gelungen, von Süden her eine Linie jenseits der Straße zwischen den Ortschaften St. Rémy und Vaux-les-Palameix, später "Vauxweg" genannt, zu erreichen. So sollte der Einschließungsring um die Festung Verdun verkleinert werden. Einzelne Gruppen stießen weiter vor bis auf die "Côte Senoux", eine Anhöhe nördlich der von St. Rémy nach Mouilly (heutige D 113) führenden Straße. Da dort kein Anschluss an benachbarte Einheiten zu finden war, erfolgte der Rückzug auf die befohlene Linie nördlich des Vauxweges.
Teile des IR 154 wurden weiter in Richtung Dommartin-la-Montagne zurückbeordert, um den Schutz für die im Chanot-Wald (franz. le Chanot) aufgefahrene Artillerie zu übernehmen und eine Verbindung zu den auf der Herbeuville-Höhe stehenden Teilen des IR 19 herzustellen. Die so entstandene Linie zwischen den Orten Vaux-les-Palameix und Combres-sous-les-Côtes sollte bis April 1915 im Wesentlichen Bestand haben. Quer zur Grande Tranchée de Calonne wurde sie später zur stark ausgebauten Auffang-Stellung und erhielt den Namen "Alte Winterstellung".
Am 24. September 1914 hatte sich die Situation gegenüber dem III. Bataillon des IR 19 am Westrand der Höhe 373 (Herbeuville-Höhe) kurzzeitig kritisch entwickelt. Gegen 05.45 Uhr morgens begann ein massiver Beschuss der vorderen Stellungen. Unter dem Schutz dichten Bodennebels startete ein französischer Infanterieangriff. Teile der Angreifer gelangten durch einen Taleinschnitt südöstlich St. Rémy in die Flanke der Verteidiger. Der Angriff konnte erst unmittelbar vor den deutschen Gräben gestoppt werden. Weil sich der Bodennebel plötzlich auflöste, erlitten die durch das Tal des Longeau-Bachs zurückflutenden Franzosen schwere Verluste mit über 300 Toten. Eine große Zahl liegengebliebener Verwundeter konnte wegen des fortgesetzten Beschusses nicht geborgen werden. Sie starben während der folgenden Tage und Nächte einen qualvollen Tod. Die Gefallenen des IR 19, etwa 35 Mann, wurden auf einer Waldlichtung hinter der Stellung in einer eigens ausgehobenen Grube bestattet.
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Combres-Höhe: Entwicklung Ende September 1914 bis Januar 1915
Für das Verständnis des weiteren Verlaufs der Kämpfe auf den Maas-Höhen und speziell auf der Combres-Höhe ist es hilfreich, die Topografie der Umgebung unter militärischen Aspekten näher zu betrachten. Die im Jahr 1924 verfasste Regimentsgeschichte des Reserve-Infanterie-Regiments 130, das von Oktober 1914 bis Mai 1915 im Bereich der Combres-Höhe und der Tranchée de Calonne eingesetzt war, enthält diese aufschlussreiche Beschreibung:
(...) Zum besseren Verständnis der Kämpfe des Reserve-Infanterie-Regiments 130 sei noch folgende Orientierung hinzugefügt:
Von dem Hauptmassiv der Maashöhen trennt der in Höhe der Dörfer Hannonville - Dommarlin entspringende Longeau-Bach durch ein tiefeinschneidendes Tal den östlichen Teil derartig ab, daß die nördlich der Straße Combres - St. Remy - Mouilly gelegenen Höhen, nämlich die 346 Meter hohen Combresberge, der Montgirmont und die noch weiter nördlich gelegene Cote des Hures (Höhe 372) vollständig isolierte Bergkegel darstellen. Westlich des durch das Longeau-Flüßchen gebildeten etwa 500 Meter breiten Tales führt unsere Stellung von den Maashöhen aus dem Loclont-Walde über die Tranchee de Calonne an der Höhe 334 und am Rande des Le Chanot Bois vorüber in das Tal, wo sie auf die Feldwache bei der Moulin Pelit und im Dorfe St. Remy stößt. Dann springt die Linie der Schützengräben über die Straße St. Remy - Combres vor und erreicht in der Stellung auf den Combresbergen ihren Abschluß. Ebenfalls westlich des Flüßchens, aber jenseits des Dorfes St. Remy, also etwa in der Flanke der Combresberge, liegt die fast kahle Höhe 340, dann folgen eine Unzahl von bewaldeten Höhen, in welche die vielen kleinen in den Longeau-Bach einmündenden Bäche tiefe Schluchten gerissen haben. Dicht bewaldete Bergnasen führen bis an den Longeau-Bach heran. Die nächstgelegenen sind die Höhen 342 und 353, die erstere wegen ihrer eigentümlichen Form von uns auch „Hummerschere" genannt.
Die Höhen 340, 342, 353, der Montgirmont und die Cote des Hures befinden sich in den Händen der Franzosen, die auf ihnen Feldbefestigungen errichtet haben. (...)
Aus dieser Schilderung wird der Leser ersehen, daß unsere Stellung auf den Combres-Bergen nicht allein von Norden her frontal, sondern auch von Westen her in der Flanke, in letzter Hinsicht wenigstens von Artillerie gefaßt werden konnte. |
Die Höhe nördlich des Feldweges über den Sattel weist dagegen eine von Westen nach Osten gerichtete Längsform auf, erreicht unmittelbar nördlich der höchsten Sattelerhebung im Punkte 346 ihren steilsten Gipfel und fällt von hier aus nach allen Seiten zu ab, nach Westen in Form eines auf Les Eparges gerichteten, ca. 300 Meter langen und nur 40—60 Meter breiten, vollständig kahlen Bergrückens, nach Norden in Form einer Mulde, auf den Feldweg südlich des Montgirmont zu, nach Osten in Form eines immer schmaler werdenden Rückens, der in der Höhe des Dorfes Combres dann plötzlich in die Ebene abfällt. Hier am Scheitelpunkt sinkt der Berg nach Norden und Osten zu sehr steil in das Flachland. |
Der ganze Abhang und einige 20 - 30 Meter des Randes sind von mittelgroßen Fichten, Lärchen und Buchen bestanden, zwischen denen Gestrüpp sich breit macht. Der rebenreiche Süd- und Südosthang des Berges fällt in zunächst schroffer, dann immer sanfterer Neigung bis zum Dorfe Combres ab. (...)
(...) Auf dem südlichen Berge (Stellung D) lag eine Reihe von Schützenlöchern in dem Fichtenwäldchen mit der Front nach Westen. Eine zweite Stellung war bereits in Schützengrabenform auf dem Rücken nach Les Eparges, eine dritte in Richtung auf den Feldweg ausgehoben. Einige Feldwachen am Sattel und an der Straße nach St. Rémy sicherten die Wege. (...)
(...) Der nördliche Berg (westlich des Punktes 346, Stellung C, nördlich und östlich Stellung B genannt) hatte ebenfalls in seinem vorderen Teile noch keinen durchlaufenden Schützengraben. Eine Reihe von Schützenlöchern bot in C für eine Kompagnie, in B für etwa ein Bataillon Raum. Die Linie führte über die vorgeschobenste Bergspitze auf Les Eparges zu über die Mulde nach dem Steilhange in B, wo sie einige Meter oberhalb des Randes bis zum Scheitelpunkt verlief, um dann auf dem Ostrücken in die Ebene hinabzuführen.
Hier standen westlich des Weges Combres - Tresauvaux zwei Feldwachen, östlich des Weges boten einige Gräben und Unterstände Raum für etwa zwei Kompagnien. (...)
(...) Dort, wo unsere Stellung aus dem Wäldchen tritt und über die Höhen nach dem Steinbruche führt, herrscht ein ganz anderes Leben und Treiben. Hier liegt der Graben der Sicht des Feindes offen. Jede stärkere Bewegung beantwortet die rührige französische Artillerie mit Schrapnells und Granaten. Auch die an sich so niedlichen, von der Truppe sehr begehrten, aber in der Wirkung oft höchst ungemütlichen Geschosse der Revolverkanonen (Eselsbatterien) sausen häufig über die Brust- und Schulterwehren. Täglich treten Verluste durch Artillerie ein, gegen die man sich durch tiefen Ausbau der Grabensohle, durch starke Schulterwehren und durch den Bau von Unterständen zu schützen sucht, der aber dadurch außerordentlich erschwert wird, daß weit und breit kein geeignetes Baumaterial vorhanden ist. Die Ablösung der Kompagnien kann natürlich nur bei Nacht erfolgen und gestaltet sich auch dann schwierig, weil die Anmarschwege über die Waldschneisen und den Kahlhang häufig mit Feuerüberfällen belegt werden. Hier sitzt Schuß an Schuß. Die französische Artillerie schießt hervorragend exakt.
Noch viel exponierter liegt die vorgeschobene Kompagnie in Stellung C. In einzelnen Schützenlöchern hockt die Besatzung in geringer Entfernung vom Feinde. Eine rückwärtige Verbindung über den Sattel nach der Vorpostenreserve an der Serpentine besteht noch nicht. So liegen die Mannschaften, vollständig auf sich angewiesen, auf der kahlen Bergkuppe. Die in der Folge einsetzende, rege Schanzarbeit sucht der Gegner durch häufige Artillerie-Feuerüberfälle zu stören, was ihm aber nicht gelingt, wenn auch durch die täglichen, oft stundenlangen Beschießungen empfindliche Verluste eintreten. Dem Gegner ergeht es aber keineswegs besser, da unsere Stellung die seinige oberhalb Les Eparges und vor dem Feldwege von Les Eparges nach der Monville-Ferme überhöht. |
Nur insofern ist die Stellung des Gegners günstiger, als sie von unserer Artillerie nur schwer und nur frontal gefaßt werden kann, während unsere Linien auf der Bergnase sowohl dem frontalen Feuer der französischen Artillerie vom Montgirmont und der Côtes des Hures, als auch der flankierenden Wirkung seiner Feldgeschütze von der „Hummerschere" und der Höhe 353, sowie seiner schweren Festungsgeschütze aus der Richtung der Sperrforts Troyon und Génicourt ausgesetzt sind. Dieser Umstand war jedoch durch die ganze vorgeschobene Stellung auf den Combresbergen bedingt und musste mit in Kauf genommen werden.
In Combres „B" entspinnt sich bereits in den ersten Tagen eine lebhafte Infanterie-Tätigkeit, besonders auf dem rechten Flügel, wo der Gegner in der Schlucht südlich der Monville-Ferme, gedeckt durch den bewaldeten Steilhang, bis auf 20-50 Meter Entfernung vor unseren Stellungen liegt. Der Ausbau der Gräben wird auch hier mit größtem Eifer betrieben.
Am östlichen Hange und in der Talstellung A bleibt in der ersten Zeit die Gefechtstätigkeit verhältnismäßig gering. Die Fühlung mit der rechts anschliehen-den 5. Landwehr-Division ist bereits hergestellt.
Die Reserven für die vordere Stellung sind in dieser Zeit noch in kleinen, niedrigen Erdlöchern oder Unterständen am Hang bei der Serpentine und am Südhang der Stellung B untergebracht. Ein bequemes Lagern auf freier Fläche ist unmöglich, da die Artillerie des Gegners alle offenen Geländepunkte und das Dorf Combres ständig unter Feuer hält. Dagegen gelingt es ihr nicht, die Steilhänge zu fassen. Hier entwickelt sich nun eine äußerst rege Tätigkeit. Bei Nacht mit Fuhrwerken herangefahrene Balken und Bäume werden mit größter Mühe an die Hänge heraufgetragen und eingebaut. So entsteht hier allmählich ein Lager von Höhlen, Unterständen und Blockhäusern. |
An der Serpentine, der sogenannten „Kaiser-Wilhelm-Straße", baut sich der Regiments-Stab und ein Bataillons-Stab ein, unmittelbar östlich davon liegen in mehreren Etagen die Kompagnien der Vorposten-Reserve. Eine „Himmelsleiter" von mehreren hundert Stufen steigt von der Serpentine hinauf auf das Plateau, wo eine weitere Kompagnie sich in Unterständen hinter einer Geländewelle eingegraben hat. Ähnlich baut sich die Vorposten-Reserve für B hoch oben am Südhange nördlich des Dorfes Combres ein. In unendlich mühseliger Arbeit schleppen die Leute das Material, Holz und Steine, Stroh und Öfen aus dem Dorfe Combres oft im feindlichen Feuer auf die Höhe hinauf. |
Trinkwasser ist hier oben natürlich nicht vorhanden, es muß über das granatenbesäte Tal hinaufgetragen werden. Auch die Sicherstellung der Verpflegung ist mit großer Mühe verknüpft. Die Feldküchen, welche bei Tage in Herbeuville stehen, fahren nachts über das Wegekreuz Combres den gefährlichen Weg bis in das Dorf und an die Serpentine, von wo das Essen im Kochgeschirr geholt werden muß. (...)
aus: Fritz Cordes, Kriegsgeschichte des Reserve-Infanterie-Regiments 130 (Metz), Detmold 1924
Diese Ausführungen lassen die Schwierigkeiten erahnen, denen die Truppe im Herbst und Winter 1914/15 ausgesetzt war. Es gab noch keine hinreichenden Erfahrungen im Stellungskrieg, insbesondere nicht im Stellungsbau und besonders nicht bei der Errichtung schusssicherer Unterstände.
Ökonomisch war das Deutsche Reich, wie alle kriegführenden Nationen, auf einen längeren Krieg nicht vorbereitet. Der Bedarf an Munition, Nahrungsmitteln und sonstiger militärischer Ausrüstung stieg ins Unermessliche. Erst am 4. August 1914 waren vom Reichstag mit dem "Kriegs-Ermächtigungsgesetz" die Voraussetzungen für die Organisation einer Kriegswirtschaft geregelt worden. Dem Bundesrat wurden weitreichende Eingriffe in das gesamte Wirtschaftsleben ermöglicht. Die britische Seeblockade verhinderte nahezu vollständig die Einfuhr von Waren aus Übersee. Die Versorgung der Düngemittel-, Munitions- und Sprengstoffproduzenten mit vorwiegend aus Chile stammendem Salpeter drohte zusammenzubrechen. Anfang November 1914 erreichte die "Salpeter-Krise" ihren Höhepunkt, als Artilleriemunition nur noch für sechs Tage zur Verfügung stand. |
Letztlich gelang es durch Konfiszierung aller der in Industrie und Landwirtschaft noch vorhandenen Vorräte (etwa 750.000 Tonnen Nitratsalze), die Munitionsversorgung des Heeres über den Winter 1914/1915 einigermaßen aufrechtzuerhalten.
Im Jahr 1915 besserte sich die Situation schrittweise mit der industriellen, über die staatlicherseits durch das "Salpeterversprechen" massiv geförderten Herstellung von Ammoniak durch die "Badische Anilin und Soda Fabrik Actiengesellschaft" (BASF AG). Verantwortlich waren im Wesentlichen die Chemiker Fritz Haber und Carl Bosch. In Ludwigshafen-Oppau existierte bereits seit 1913 eine erste Produktionsanlage, die auf Basis des 1910 patentierten "Haber-Bosch-Verfahrens" arbeitete. 1916 kam nahe Halle a.d. Saale das neu errichtete "Ammoniakwerk Merseburg" hinzu, aus dem die Leuna-Werke hervorgingen. Neben dem Mangel an Munition brachte die Ausstattung der deutschen Heeresartillerie vorwiegend nur mit leichten Geschützen Nachteile. Auch die Franzosen hatten zwar zu Kriegsbeginn das Hauptaugenmerk auf Beweglichkeit gelegt. Sie konnten jedoch mit ihrer schweren Festungsartillerie in den Forts um Verdun weitreichend und effektiv in die sich festlaufenden Kämpfe auf den Maas-Höhen und in der Woëvre-Ebene eingreifen.
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Ab dem 29. September 1914 wurde die 9. Infanterie-Division durch die 33. Reserve-Division (ursprünglich Hauptreserve der Festung Metz) abgelöst. Die vorgenannten Teile der 9. Infanterie-Division rückten zur Ablösung der stark dezimierten und ruhebedürftigen 10. Infanterie-Division weiter westlich in deren Stellungen zwischen Vaux-lès-Palameix und Seuzey. Das Königlich-Bayerische Infanterie-Regiment Nr. 8 übernahm die zuvor vom IR 58 gehaltene Combres-Höhe (Abschnitte A bis C), das Königlich-Bayerische Infanterie-Regiment Nr. 4 die durch IR 19 besetzte Herbeuville-Höhe (Abschnitt D) und die sich westlich anschließenden Stellungsteile in Richtung der Grande Tranchée de Calonne.
Die folgenden Wochen wurden im Wesentlichen dem Ausbau der Stellungen und Unterkünfte zum Schutz vor dem immer wieder einsetzenden Artilleriefeuer gewidmet. Die Gefechtsstände der beteiligten Truppenteile befanden sich zumeist in einem größeren Steinbruch oberhalb Herbeuville. Frontnahe Reservetruppen waren im Ort selbst sowie in den am steilen Ostabhang der Côtes Lorraines befindlichen und sich stetig vergrößernden Lagerbereichen untergebracht.
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Die im rückwärtigen Gebiet der Woëvre-Ebene liegenden Ortschaften nahmen allmählich die zur Ruhe übergehenden Reserven der kämpfenden Truppe auf. Kleine Bauerndörfer wie Avillers-Ste-Croix, Jonville, Harville, Moulotte, Labeuville oder Friauville wurden zu stark belegten Quartier- und Lazarettstandorten. Sie dienten vielfach auch der Unterbringung von Stäben und technischen Versorgungseinheiten. Das Kommando der Armee-Abteilung von Strantz richtete sich zunächst im "Château des Harts" nahe Chambley ein. Nach dessen Zerstörung durch einen Brand am 4. Juni 1915 verlegte es in das Château de Moncel bei Jarny. Die Korps-Stabsquartiere des III. Bayerischen Armeekorps und des V. Preußischen Armeekorps befanden sich in den Schlössern von St-Benoît en Woëvre und Xonville.
Zum Ende des Monats September 1914 flaute das Kampfgeschehen auf den Maas-Höhen ab. Es wurde das Halten der erreichten Stellungen befohlen. Ein weiteres Vorrücken nach Westen musste wegen der Flankenbedrohung durch die Festungen Verdun und Toul und mangels Erfolgen der auf dem westlichen Maas-Ufer ebenso zum Stellungskampf übergegangenen Einheiten unterbleiben. Der Operationsschwerpunkt verlagerte sich nach Nordfrankreich und Belgisch-Flandern. Auf den Côtes-Lorraines blieb es bei dem fortgesetzten und für die Deutschen verlustreichen Artillerie- und Maschinengewehrfeuer.
Wegen des Mangels an Munition und weitreichenden Geschützen konnte die französische Artillerie nicht ernsthaft bekämpft werden. Aufgrund der exponierten Lage an den jeweiligen Vorderhängen der einzelnen Höhen waren die deutschen Stellungen ständig und von mehreren Seiten dem feindlichen Beschuss ausgesetzt. Erst nach Zuführung geeigneten Schanzzeugs und Baumaterials konnte die Situation einigermaßen verbessert werden. |
Von Anfang Oktober 1914 hatte das V. Armeekorps weiter den Abschnitt von Etain bis Lamorville zu besetzen. Dort schloss sich das III. K.B. Armeekorps an. Im Abschnitt der 33. Reservedivision (Combres-Höhe bis Ostrand Bois de St. Remy) hatten sich die 8. K.B. Infanterie-Brigade (K.B. IR 4 & K.B. IR 8) und die 66. Reserve-Infanterie-Brigade (RIR 67 und RIR 130) in den Stellungen abzuwechseln.
Zu einem kleineren Brennpunkt entwickelte sich über den Winter der im Niemandsland gelegene Ort St-Remy-la-Calonne. In den Nachtstunden wurde sein nördlicher Teil von französischen, der südliche von deutschen Posten besetzt. Regelmäßig kam es zu Patrouillen-Unternehmungen, Schießereien und der wechselseitigen Gefangennahme von Soldaten und Offizieren.
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Combres-Höhe: Chronologie des Minenkriegs - Kriegstagebuch der Pi.-Min.-K. 329/330
Im Bundesarchiv, Abt. Militärarchiv, in Freiburg wird ein bislang kaum beachtetes Konvolut verwahrt, das die Geschehnisse des Minenkrieges auf der Combres-Höhe aus deutscher Sicht beleuchtet und erforschbar macht: das Kriegstagebuch der Pionier-Mineur-Kompanien 329 und 330 nebst weiterer Ausarbeitungen und Karten. Die beiden Einheiten waren, neben wechselnden anderen Pionier-Truppen, während des gesamten Kriegsverlaufs wesentlich für die Führung des Minenkriegs auf der Combres-Höhe verantwortlich. Nachfolgend wird das handschriftlich und in Sütterlin bzw. Kurrent abgefasste Kriegstagebuch im Wortlaut wiedergegeben. Eingearbeitet sind diverse ergänzende Informationen, Fotos, Kartenausschnitte und Stellungsskizzen.
Combres-Höhe - les Éparges - heute
Exkurs: Fähnrich Walter Roy, 3./IR 76 - "Seid stolz: Ich trage die Fahne!"
"Der von Langenau schreibt einen Brief, ganz in Gedanken. Langsam malt er mit großen, ernsten, aufrechten Lettern: |
"Perdu dans ses pensées, von Langenau écrit une lettre. Lentement, il peint avec de grandes lettres sérieuses et droites : |
aus: Rainer Maria Rilke (1875-1926), "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke", 1899
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de: Rainer Maria Rilke (1875-1926), « La Chanson d’Amour et de Mort du Cornette Christoph Rilke », 1899
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Vor dem Sturm am 24. April 1915. |
Avant l'attaque du 24 avril 1915. |
Abschiedsbrief des Fähnrichs Walter Roy, 3./IR 76, geb. am 1. Juni 1894 in Hamburg, gef. am 24. April 1915 bei Les Éparges, Frankreich
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Lettre d'adieu de l'enseigne de vaisseau Walter Roy, 3ème RI 76, né le 1er juin 1894 à Hamburg, tué le 24 avril 1915 près de Les Éparges, France
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