II. Argonnen-Linie
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aus aktuellem Anlass (September 2021):
Durch Skolytinae-Befall (Borkenkäfer) und die Trockenheit der vergangenen Jahre ist ein Großteil des in den 1960er Jahren angepflanzten Nadelwaldes im Bereich des südlichen Bois de la Gruerie abgestorben und wird bald vollständig beseitigt sein. Geplant ist eine Wiederaufforstung mit den aktuellen klimatischen Gegebenheiten besser angepassten Baumarten. Die im Artikel enthaltenen Fotos zeigen den noch unversehrten Zustand des Waldes bis 2018. Sie bleiben zu Dokumentationszwecken erhalten und werden nach und nach um jeweils aktuelle Fotos ergänzt.
Durch Skolytinae-Befall (Borkenkäfer) und die Trockenheit der vergangenen Jahre ist ein Großteil des in den 1960er Jahren angepflanzten Nadelwaldes im Bereich des südlichen Bois de la Gruerie abgestorben und wird bald vollständig beseitigt sein. Geplant ist eine Wiederaufforstung mit den aktuellen klimatischen Gegebenheiten besser angepassten Baumarten. Die im Artikel enthaltenen Fotos zeigen den noch unversehrten Zustand des Waldes bis 2018. Sie bleiben zu Dokumentationszwecken erhalten und werden nach und nach um jeweils aktuelle Fotos ergänzt.
Nördlich der Varenner Straße (D 38) finden sich die Reste einer deutschen Auffang-Stellung, der so genannten II. Argonnen-Linie. Vorhanden sind gut erhaltene Grabenabschnitte, Reste der Drahthindernisse, große Stollenanlagen, Unterstände sowie diverse Beton-Einbauten für Maschinengewehre und Minenwerfer.
II. Argonnen-Linie WP | |
File Size: | 1 kb |
File Type: | kmz |
Der zentrale Argonnen-Abschnitt war im August 1917 in die Zuständigkeit der württembergischen 2. Landwehr-Division übergegangen, die ihn mit den Landwehr-Regimentern 120, 122 und 125 bis zum Ende der Argronnen-Kämpfe im Oktober 1918 halten sollte. Nach und nach gewann auf deutscher Seite die Überzeugung Gewicht, dass mit den Mitteln des Minenkrieges in den Argonnen zwar gegnerische Truppen in nennenswertem Umfang gebunden, jedoch auch eigene Ressourcen in nicht mehr vertretbarem Maß verbraucht und taktisch keine nennenswerten Erfolge erreicht wurden. Das Übergewicht auf französischer Seite an Artillerie, Munition, Truppen und allen Versorgungsgütern war erdrückend. So entschloss man sich, den Abbruch des Minenkriegs vorzubereiten und begann mit der Planung mehrerer Auffang-Stellungen, um eine Tiefengliederung der Einheiten und elastischere Kriegsführung zu ermöglichen.
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Unter Anderem wurde durch die Landwehr-Einheiten mit dem Bau der II. Argonnen-Linie begonnen. Diese sollte von Varennes-en-Argonne im Osten zunächst hart nördlich der Varenner Straße verlaufen, sodann über den Bereich Mortier-Tal und die Hubertus-Höhe Anschluss an die nördlich la Harazée und Vienne-le-Chateau befindlichen Stellungsabschnitte der West-Argonnen erhalten.
Die Planungen für die neue Stellung wurden mit aller Akribie betrieben. Es wurden Skizzen, Pläne und Stellungskarten gefertigt, die zu einem Großteil im Hauptstaatsarchiv Stuttgart erhalten sind. Diese detaillierten Planungen vermochten jedoch nicht über die Tatsache hinweg zu täuschen, dass es zum Ende des dritten Kriegsjahres auf deutscher Seite bereits an allem fehlte, was für den zweckdienlichen Ausbau einer derartigen Verteidigungslinie nach modernen militärischen Standards erforderlich gewesen wäre: Baumaterial, Zement, Bewaffnung mit MG und Minenwerfern. Vor Allem fehlte es aber an dem für eine entsprechende Bautätigkeit handwerklich ausgebildeten Personal.
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So begann die Bautätigkeit eher schleppend um den September 1917. Vorgesehen waren mehrere tiefe Stollen-Kasernen, die eine Belegungsstärke von bis zu 150 Soldaten hatten. Diese sowie der vordere Graben wurden überwiegend fertiggestellt. Die sich nach hinten anschließenden Stellungs-Abschnitte schafften die praktische Umsetzung von der Blaupause jedoch meist nur in Form einer flachen Trassierung oder mit Kalk vorgenommenen Einzeichnung auf dem Waldboden.
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Im Februar 1918 wurde der Minenkrieg komplett eingestellt. Die ehemalige vordere Linie, wurde ausgedünnt und wich einer Vorposten-Linie, in der nur einzelne Stützpunkte verblieben, deren Besatzungen sich bei einem feindlichen Angriff sofort zurückziehen sollten. Die Minenkriegsanlage wurde verdrahtet, teilweise gesprengt und dem nachflutenden Grundwasser überlassen. Die Haupt-Widerstands-Linie wurde zurück verlegt in den ehemaligen dritten Graben, also diejenige Stellung, die die Deutschen im Juli 1915 gehalten hatten. In diesem Zustand verfestigte sich die Front bis September 1918 und es kam lediglich zu einzelnen Unternehmungen ohne nennenswerte strategische Bedeutung.
Am Morgen des 26. September 1918 begann die Maas-Argonnen-Offensive der amerikanisch-französischen Truppen. Gegen 05.30 Uhr drangen Einheiten der 77th US Infantry Division nach starkem Artillerie-Vorbereitungsfeuer weit in das deutsche Stellungssystem vor. Östlich davon im Aire-Tal griff die 28th US Infantry Division gegen Stellungen der 1. Garde-Division an. Die Garde-Regimenter waren gerade erst aus den schweren Kämpfen am Chemin des Dames herausgezogen worden und bestanden lediglich noch aus einem Bruchteil ihrer eigentlichen Truppenstärke. Westlich der Argonnen standen französische Einheiten der 4. Armee zum Angriff gegen die deutsche 9. Landwehr- und 76. Reserve-Division bereit. Bis zum Abend des 26. September war das gesamte vordere deutsche Stellungssystem in den Zentral-Argonnen bis zur Varenner Straße überrannt.
Ab dem 27. September 1918 erweiterten die amerikanischen Einheiten östlich des Argonnen-Hauptkammes gegen die 1. Garde-Division ihren Vormarsch. Die Garde-Einheiten waren zu einer Verteidigung nicht mehr in der Lage. Die 2. Landwehr-Division wurde durch das schnelle Vorrücken der Amerikaner in ihrer Flanke bedroht. Zwar konnte die II. Argonnen-Linie den gesamten 27. September 1918 noch gehalten werden. Am Abend kam jedoch der Befehl zum Rückzug. Ende Oktober 1918 war die Front aus dem Argonnerwald heraus verlegt. Die gegnerische Übermacht war erdrückend und eine nachhaltige Verteidigung für die Deutschen nicht mehr möglich.
Heute findet man an einigen Stellen noch anschauliche Reste des deutschen Stellungssystems nördlich der Varenner Straße. Ausgehend des Parkplatzes unmittelbar am Abzweig der D 38 zum Römer-Lager (Abris du Kronprinz) beginnt ein naturkundlicher Rundweg (Arboretum de Varennes-en-Argonne), der die östlichen Teile des Stellungssystems einschließt, so auch die beeindruckenden Eingänge des Stollen-Lagers IV. Ansonsten kann man dem vorderen Graben der Stellung von diversen Startpositionen entlang der Varenner Straße (D 38) aus über weite Strecken folgen und dabei einzelne Stützpunkte und Stollen zuordnen.