Mercy-le-Haut - damals und heute
|
In dem nordöstlich Verdun gelegenen, ehemaligen Etappenörtchen Mercy-le-Haut befindet sich das Geburtshaus des letzten Präsidenten der dritten französischen Republik, Albert Francois Lebrun.
Lebrun wurde am 29. August 1871 als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Sein Studium zum Bergbauingenieur an der École Polytechnique und der École des Mines schloss er 1896 als Jahrgangsbester ab. Er arbeitete zunächst als Ingenieur, bevor er im Alter von 29 Jahren begann, sich politisch zu engagieren. Als Vertreter der Linken Republikanischen Partei wurde er im Jahr 1900 erstmals für den Wahlkreis Meurthe-et-Moselle Mitglied der Abgeordnetenkammer (Chambre des députés). Zwischen 1911 und 1920 übernahm er mehrere Ministerämter (1912-1914 Kolonialminister, 1913 Kriegsminister, 1917-1919 Minister für die befreiten Gebiete). 1915 wurde er als Offizier reaktiviert und Commandant im 5. französischen Fußartillerie-Regiment. 1915 war Lebrun mit seinem Regiment in den Champagne-Kämpfen und 1916 in der Schlacht bei Verdun eingesetzt. Im Jahr 1920 wurde Lebrun als Mitglied des Senats berufen, dessen Vizepräsident von 1925 bis 1929 und Präsident von 1931 bis 1932 er war. Nach der Ermordung seines Vorgängers Paul Doumer wurde Albert Lebrun am 6. Mai 1932 durch beide Parlamentskammern zum Staatspräsidenten gewählt. Er absolvierte zwei Amtszeiten. In seine erste Amtszeit fiel 1936 nach dem Sieg der Linksparteien die Bildung der Volksfront-Regierung unter sozialistischer Führung. |
Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen Deutschland verlor Lebrun am 10. Juli 1940 sein Amt durch einen Beschluss der nach Vichy verlegten Nationalversammlung. Die gesamte Exekutivgewalt wurde auf Marschall Henri Philippe Pétain übertragen.
Im August 1943 wurde Lebrun ebenso wie die früheren Ministerpräsidenten Édouard Daladier, Paul Reynaud und Édouard Herriot sowie der ehemalige Botschafter André François-Poncet von der Gestapo verhaftet, nach Deutschland deportiert und an verschiedenen Orten unter Arrest gestellt. Nach dem Krieg erfüllten sich seine Hoffnungen auf Rückkehr an die Staatsspitze nicht. Im Hochverratsprozess des Jahres 1945 gegen Henri Philippe Pétain sagte er als Kronzeuge aus. Albert Lebrun starb am 6. März 1950 in Paris.