Viéville-sous-les-Côtes - damals und heute |
Die Ortschaft Viéville-sous-les-Côtes im Frontbogen von St. Mihiel ist militärhistorisch wegen der dort befindlichen, sehenswerten deutschen Kriegsgräberstätte und ihres imposanten Denkmals bekannt.
Der Friedhof wurde durch Angehörige der 33. Reserve-Division bereits im November 1914 errichtet. Er nahm zunächst die zu Beginn der Kämpfe um die Maas-Höhen gefallenen Soldaten der Division sowie des ebenfalls im dortigen Bereich eingesetzten V. Preußischen Armeekorps auf, später auch Gefallene anderer Einheiten. 1918 kamen Gefallene der ab Herbst entbrannten schweren Abwehrkämpfe hinzu, so auch drei österreichische Soldaten der 35. k.u.k-Division, die zur Unterstützung der deutschen Truppen gegen die amerikanischen und französischen Verbände eingesetzt war.
Das heute auf dem Friedhof befindliche Denkmal bietet einige interessante und eher unbekannte Aspekte, die in bisherigen Abhandlungen nicht oder jedenfalls nicht vollständig wiedergegeben werden.
Mit dem Bau des Denkmals in seiner ursprünglichen Form wurde im späten Jahr 1916 begonnen. Es wurde als Ehrenmal für die Gefallenen der 33. Reserve-Division und insbesondere des Reserve-Infanterie-Regiments 130 errichtet. Planerisch verantwortlich war der Berliner Architekt Wilhelm Verhülsdonk, zu dieser Zeit Hauptmann d.R. im RIR 130. Die Einweihung fand am 1. April 1917 statt. |
Nach gängiger Darstellung soll das imposante Monument durch Kampfhandlungen während der alliierten St. Mihiel - Offensive im September 1918 zerstört worden sein. Dem war jedoch nicht so. Zeitgenössische Fotografien belegen, dass sich Denkmal und Friedhof jedenfalls Mitte September 1918, als Viéville bereits wieder von französischen Truppen besetzt war, in unversehrtem Zustand befanden. Sowohl deutsche als auch französische Gefallene wurden durch die Franzosen noch zugebettet.
Tatsächlich wurde das Denkmal gesprengt, und zwar nach Ende der dortigen Kämpfe. Ob französische Soldaten, Einwohner oder amerikanische Armeeangehörige verantwortlich waren, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Nach zeitgenössischen Angaben, beispielsweise in der Regimentsgeschichte des Reserve-Feldartillerie-Regiments 33 (S. 301 ff.), sollen die vorhandenen beiden Löwen-Figuren sowie die Namenstafeln später in die USA gebracht worden sein. |
Handschriftliche Notizen auf einem Foto, das Angehörige des 301th US Engineer Regiment bei der Inaugenscheinnahme der Reste des Denkmals zeigt, belegen die Zerstörung nach dem Ende der Kämpfe und weisen die Sprengung den französischen Truppen zu. Letzteres ist in Anbetracht diverser vergleichbarer Vorfälle auch wahrscheinlich. Für die American Expeditionary Forces (AEF) wäre hingegen ein derartiges Verhalten zur Zeit des Ersten Weltkrieges unüblich gewesen.
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Belegbar ist jedenfalls, dass die Kriegsgräberstätte Viéville-sous-lès-Cotes nach langwierigen Verhandlungen im Jahr 1929 durch den Volksbund-Deutsche-Kriegsräberfürsorge unter der Patenschaft des Landesverbandes Bayern und weiterer Organisationen neu gestaltet werden durfte.
Als Ersatz für das zerstörte Denkmal fand das intakt gebliebene Monument des aufgelassenen deutschen Soldatenfriedhofs in der Ortschaft Friauville nahe der Stadt Jarny Verwendung. In Friauville wurden zu Kriegsbeginn und vor allem während der Verdunschlacht ebenfalls Gefallene der 33. Reserve-Division bestattet, die später im Zuge der Auflösung des dortigen Friedhofs auf die Kriegsgräberstätte Viéville-sous-les-Côtes umgebettet wurden. |
Viéville-sous-les-Côtes - Cirkus Spanischer Reiter
Wenig bekannt ist zudem, dass sich zu Kriegszeiten nahe Viéville-sous-les-Côtes eine andere außergewöhnliche, in der Truppe weithin bekannte Einrichtung befand, die im Gegensatz zum deutschen Soldatenfriedhof der Unterhaltung und Belustigung der Soldaten diente: ein Frontzirkus mit dem Namen "Cirkus Spanischer Reiter".
Der Zirkus wurde von Angehörigen des Reserve-Infanterie-Regiments 130 geschaffen. Er befand sich in einem Taleinschnitt westlich Viéville-sous-lès-Côtes. Dort existieren an den Talhängen gut sichtbare Reste eines ebenfalls vorhandenen Lagers, das "Circus-Schlucht-Lager" genannt wurde. Im Gegensatz zum Cirkus Spanischer Reiter wurde das "Circus-Schlucht-Lager" auf diversen Karten tatsächlich mit "doppel c" geschrieben.