Château d´Aulnois - Auler-Stellung
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Zwischen den Dörfern Ville-en-Woëvre und Fresnes-en-Woëvre errichteten die Deutschen im Laufe des Jahres 1916 eine Riegel-Stellung. Vor dieser Stellung verlief über die Dörfer Manheulles, Fresnes-en-Woëvre, Champlon, weiter über die Combres-Höhe (Les Eparges) auf die Côtes Lorraines und von dort in den Bereich des St. Mihiel - Frontbogens die vorderste deutsche Linie. Die Riegel-Stellung erhielt den Namen Auler-Stellung. Sie war benannt nach dem früheren Instrukteur der Pioniere in der türkischen Armee und Kommandeur der 5. Landwehr-Infanterie-Division, Generalleutnant Carl Auler-Pascha. Teil der Riegelstellung waren mehrere starke Stützpunkte, so auch die Ferme und das Château d´Aulnois nördlich Fresnes-en-Woëvre. Von der Befehlsstruktur war der Bereich bis 1917 dem V. Armee-Korps zugehörig und damit Teil der im St. Mihiel-Frontbogen stehenden Armeegruppe von Strantz.
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Im Bereich des Château d´Aulnois bestand im Mittelalter eine Wehrburg der Bischhöfe von Verdun. 1342 wurde die Anlage von Heinrich von Apremont, selbst bis 1350 Bischof von Verdun, an das 1328 gegründete Stift Saint-Maur d´Hattonchâtel veräußert, von dem es an die Familie der "des Armoises" übertragen wurde. Aus dieser Familie stammte die Hochstaplerin Jeanne des Armoises, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte. In den großen mittelalterlichen Städten wie Köln, Metz, Arlon und Paris gab sie sich als Jeanne d´Arc, Johanna von Orleans, aus und täuschte damit selbst Geschwister der echten Jeanne d´Arc. Sie wird daher in der Geschichtsschreibung als "die zweite Jeanne d´Arc" betitelt. Noch lange Zeit nach ihrem Tod wurde von einzelnen Historikern die Auffassung vertreten, es habe sich bei ihr um die echte Jungfrau von Orleans gehandelt. Im Château de Jaulny, ihrem letzten Domizil, existiert ein Wandgemälde von ihr.
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Bis zum 18. Jahrhundert war die ehemalige Burganlage verfallen und blieb lange Zeit ungenutzt. Die vorhandenen Gebäude wurden größtenteils abgetragen und die gewonnenen Steine bei der Errichtung von Häusern in den umliegenden Ortschaften verwendet. Unter Einbeziehung der noch vorhandenen Bausubstanz wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein luxuriöses Château errichtet. Im Jahr 1810 wurde seitens der damaligen Besitzerfamilie Henry aus Fresnes-en-Woëvre der heute noch in Teilen vorhandene Eckturm angebaut. Das Schloss wurde 1910 nochmals umgebaut und von Grund auf saniert. Letztendlich wurde die Anlage während des Ersten Weltkriegs komplett zerstört und hiernach nicht wieder aufgebaut.
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Der Bereich der Woëvre-Ebene um das Château und die Ferme d´Aulnois wurde bis zum Beginn der Schlacht bei Verdun im Februar 1916 von französischen Truppen gehalten. Er lag mit den umliegenden Orten Fresnes-en-Woëvre, Marchéville, Pinthéville, Riaville, Manheulles und Ville-en-Woëvre an der Schnittstelle zwischen der 5. Armee des Deutschen Kronprinzen sowie der Armeegruppe von Strantz. Diese spezielle Position beeinflusste die dortigen Kämpfe bis Ende 1915, die durch die schweren Auseinandersetzungen um die Combres-Höhe (Les Eparges) sowie die im Frühjahr 1915 beginnenden französischen Versuche zur Abschnürung des Frontvorsprunges von St. Mihiel geprägt waren. Ab Februar 1916 bestimmten deutsche Angriffe im taktischen Zusammenhang mit der Verdun-Schlacht das Kampfgeschehen. In der Nacht vom 27. auf den 28.02.1916 wurde der Bereich um das Château sowie die Ferme d´Aulnois durch das Landwehr-Infanterie-Regiment 65 besetzt.
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In der Folge fungierte die durch Artillerie schnell zerstörte Anlage als deutscher Vorposten. Der Anmarsch und die Ablösung der deutschen Truppen gestaltete sich sehr gefährlich und auch verlustreich. Die Gewölbe und Decken der überwiegend erhalten gebliebenen Kellerräume wurden teilweise betoniert. Die Stellung lag permanent unter französischem Artilleriefeuer. Ende 1916 wurde der Bereich als Teil der Auler-Stellung weiter befestigt und als MG-Stützpunkt ausgebaut. In den letzten Tagen des Krieges war das Château d´Aulnois nochmals Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen Teilen der 33rd US Infantry-Division sowie der 13. Landwehr-Division. Die amerikanischen Einheiten, vor allem das 130th US Infantry-Regiment, vollzogen am 07./08. September 1918 ein Stoßtruppunternehmen auf die Position und nahmen einige Angehörige des Landwehr-Infanterie-Regiments 60 gefangen, der überwiegende Teil der Besatzung wurde niedergemacht. Endgültig eingenommen wurde die Stellung durch die Amerikaner erst am Vormittag des 11. November 1918, also am letzten Tag des Krieges.
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Das gesamte Areal befindet sich in Privatbesitz. Die Flächen um das Château d´Aulnois werden inzwischen ackerbaulich genutzt. Das Areal kann nur über die Ferme d´Aulnois und nur mit Erlaubnis des Eigentümers aufgesucht werden.