Varenner-Straße -
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aus aktuellem Anlass (September 2021):
Durch Skolytinae-Befall (Borkenkäfer) und die Trockenheit der letzten Jahre ist ein Großteil des ab den 1960er Jahren angepflanzten Nadelwaldes im südlichen Bereich des Bois de la Gruerie abgestorben und wird bald vollständig beseitigt sein. Geplant ist eine Wiederaufforstung mit den aktuellen klimatischen Gegebenheiten besser angepassten Baumarten. Die im ursprünglichen Artikel enthaltenen Fotos zeigen den noch unversehrten Zustand des Waldes bis 2018. Sie bleiben zu Dokumentationszwecken erhalten und werden an geeigneter Stelle um jeweils aktuelle Fotos ergänzt.
Durch Skolytinae-Befall (Borkenkäfer) und die Trockenheit der letzten Jahre ist ein Großteil des ab den 1960er Jahren angepflanzten Nadelwaldes im südlichen Bereich des Bois de la Gruerie abgestorben und wird bald vollständig beseitigt sein. Geplant ist eine Wiederaufforstung mit den aktuellen klimatischen Gegebenheiten besser angepassten Baumarten. Die im ursprünglichen Artikel enthaltenen Fotos zeigen den noch unversehrten Zustand des Waldes bis 2018. Sie bleiben zu Dokumentationszwecken erhalten und werden an geeigneter Stelle um jeweils aktuelle Fotos ergänzt.
Allgemeines
Die Varenner-Straße (heutige D 67 bzw. D 38) war eine von zwei befestigten Querverbindungen in Ost-West-Richtung durch die Argonnen. Sie hatte damit eine hohe militärstrategische Bedeutung.
Varenner Straße WP | |
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Nachdem die 4. und 5. deutsche Armee in Folge der Schlacht an der Marne den Rückzug auch bis in den Nordteil des Argonnerwaldes angetreten hatte, verblieb der Argonnen-Hauptkamm zunächst unbesetzt. Die beiden Querverbindungen durch den Argonnerwald, die heutige D 66 und D 442 zwischen Apremont und Binarville sowie die damalige Varenner-Straße, die heutige D 38, wurden lediglich stützpunktartig durch einzelne Einheiten des Landwehr-Infanterie-Regiments 26 gesichert. Man rechnete nicht damit, dass die Franzosen selbst in das undurchdringliche Waldgebiet eindringen und es zu militärischen Operationen nutzen würden. Sie taten es gleichwohl. Auf Grund von missverständlichen Befehlen ging die Varenner Straße noch im September 1914 verloren und wurde Schauplatz erbitterter Kämpfe, so vor Allem Anfang Oktober 1914 um die Position des "Barricade-Pavillon".
Heute erinnert auf den ersten Blick kaum noch etwas an diese harten Auseinandersetzungen zu Beginn der Kämpfe im Argonnerwald. Schaut man aber genauer hin, findet man bereits im unmittelbaren Umfeld der ehemaligen Varenner-Straße viele Überbleibsel wie Schützengräben, Stollen und zwei weitere interessante Positionen, die im Folgenden näher beschrieben werden. Es handelt sich um den ehemaligen Friedhof der 1. Feld-Kompanie des 2. Lothringischen (Festungs-) Pionier-Bataillons 20, andererseits um die Reste des Blinkstandes "Walhalla".
Pionier-FriedhofUnmittelbar nördlich der Varenner Straße befinden sich etwa 600 Meter westlich des Abzweigs zur Haute Chevauchée und zum Kaisertunnel die Reste des aufgelassenen Friedhofs der 1. Feld-Kompanie des 2. Lothringischen (Festungs-) Pionier-Regiments Nr. 20 aus Metz. Über den Einsatz dieser Pionier-Einheit in den Argonnen ist im Gegensatz zu anderen Formationen nur wenig bekannt. Einige Kompanien waren dem Argonnen-Korps des Generals von Mudra unterstellt und im Minenkrieg auf Höhe 285 sowie la Fille Morte und auch an anderen Brennpunkten eingesetzt.
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Von dem Friedhof existieren heute neben Teilen der Ummauerung sowie einiger Grababdeckungen noch die beiden Säulen des Eingangsportals. Bis Herbst 2014 hielten diese Säulen noch das ursprüngliche, doppelflügelige Metall-Tor. Das Tor wurde, wie Vieles andere an der Westfront in den letzten Jahren auch, von Metalldieben entwendet. Bei dem gewaltsamen Herausbrechen der Torflügel wurden die beiden Säulen massiv beschädigt. Ohne Restaurierung werden sie nicht mehr lange in ihrer ursprünglichen Form an Ort und Stelle stehen.
Die auf dem Friedhof beigesetzten Soldaten wurden nach dem Krieg auf verschiedene Soldatenfriedhöfe umgebettet, so auch auf die heutige Kriegsgräberstätte von Servon-Melzicourt. Auch das Denkmal befindet sich heute auf dem Gelände der Kriegsgräberstätte. Dort stehen zudem Teile eines weiteren Denkmals, das der 2. Reserve-Kompanie des 2. Lothringischen (Festungs-) Pionier-Regiments Nr. 20 gewidmet war. Dieses stand auf einem etwas weiter westlich an der Varenner Straße gelegenen Friedhof, auf dem Angehörige unterschiedlichster Einheiten und auch französische Gefallene bestattet wurden. Neben Angehörigen des Pi.R. Nr. 20 wurden dort belegbar Angehörige des aus Posen stammenden Pionier-Regiments 29, des Infanterie-Regiments Graf Werder (4. Rheinisches) Nr. 30. sowie des 9. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 173 beigesetzt, die während des Minenkrieges auf Höhe 285 und la Fille Morte sowie an anderer Stelle der Argonnenfront ums Leben gekommen waren.
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Einige zeitgenössische Militärkarten belegen den entsprechenden Friedhofs- und Denkmal-Standort. Reste dieses zweiten Friedhofs finden sich heute im Gelände leider nicht mehr.
Aktuelles (Stand Mai 2021)
Aktuelles (Stand September 2021)
Blinkzentrale Walhalla
Im Zusammenhang mit der Anfang Februar 1918 umgesetzten Abkehr vom Minenkrieg sowie der Rückverlagerung und Tiefengliederung der Verteidigung in mehrere hintere Stellungsbereiche musste auf deutscher Seite auch das Nachrichten-System im zentralen Argonnen-Abschnitt komplett neu organisiert werden. Da die mobile Nachrichtenübermittlung per Funk noch in den Kinderschuhen steckte und den Bedarf an Informationsaustausch zwischen einzelnen Kommandostellen und Truppenteilen nicht decken konnte, wurde weiterhin auf die bewährten Nachrichtenmittel zurückgegriffen, also im Wesentlichen auf kabelgestützte Telegrafen- und Fernsprechverbindungen. Da diese sehr anfällig für Schäden durch Artillerie-Beschuss waren, mussten sie in frontnahen Bereichen durch weitere Übermittlungs-Techniken ergänzt werden. Dabei fand neben dem klassischen Meldegänger sowie dem Meldehund vor allen Dingen die optische Telegraphie Verwendung.
Zum Einsatz kamen nach den Vorgaben der einschlägigen Dienstvorschrift neben anderen Techniken wie der Heliografie vorwiegend drei durch das Unternehmen Carl Zeiss Jena entwickelte Signallampen, die strom- oder gasbetrieben mittels Licht-Morsezeichen verschlüsselte Nachrichten an Empfängerstationen übermittelten. Es handelte sich um die Geräte G. Blink 16 (großes Blinkgerät 16), M. Blink 16 (mittleres Blinkgerät 16) sowie K. Blink 16 (kleines Blinkgerät 16). Daneben gab es spezielle Ausführungen, beispielsweise für die Nachrichtenübermittlung von und an Beobachtungs-Ballone.
In den letzten beiden Kriegsjahren, in denen auch auf deutscher Seite der Bau von eisenarmierten Betonbauten stark zunahm und mit nennenswerten Stellungsveränderungen nicht zu rechnen war, wurden die entsprechenden Sende- und Empfangs-Stationen vielfach in schußsicherer Form ausgebaut. Ein Frontabschnitt wurde mit einem Netz derartiger Stationen versehen, die durch schmale Blink-Scharten an jeweils fest zugeordnete Empfänger-Stationen Signale weitergaben. Im Bereich der Argonnen finden sich noch einige dieser Bauwerke. |
Die bekannteste Blinkstation im Argonnen-Abschnitt ist sicherlich die Blinkzentrale "Walhalla". Sie liegt etwa 150 Meter nördlich der Varenner-Straße (heutige D 38) und knapp östlich des Reste des unmittelbar an die Straße grenzenden Pionier-Friedhofs.
Die Anlage wurde Ende Januar 1918 vom Pionier-Kommando der 2. Württ. Landwehr-Division als eine der zentralen Blinkstellen für das neue Nachrichten-Netz der Argonnen geplant, um die Übermittlung von den frontnahen Bereichen in den Rückraum, insbesondere in Richtung des Gefechtsstandes der 54. Landwehr-Brigade im Lager Borrieswalde nahe Apremont, zu bewerkstelligen. Mit der Planung und dem Bau des Blinkstandes wurde das aus dem 13. (Württ.) Pionier-Bataillon hervorgegangene Pionier-Bataillon 402 betraut. Begonnen wurde der Bau des Blinkstandes Anfang Februar 1918 durch die 5. Landwehr-Pionier-Kompanie, die im März 1918 aus der Argonnen-Front herausgenommen wurde. Weiterbetrieben wurde der Bau sodann durch die 1. Landwehr-Pionier-Kompanie.
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Um die Anlage ranken sich wohl auf Grund des heroischen Namens sowie des außergewöhnlichen Erscheinungsbildes der noch sichtbaren Reste diverse Mythen. Am hartnäckigsten hält sich das Gerücht, die Blinkstelle Walhalla sei zwar im Bau begonnen, jedoch nicht fertiggestellt worden. Diese verbreitete Annahme basiert wohl neben dem ungeprüften Übernehmen fremder Informationen darauf, dass aus den oberirdischen Resten der Anlage die Metall-Armierung hervorsteht. Daraus wird geschlossen, dass weitere Bauteile, insbesondere die Scharten- sowie Deckenbereiche des Bunkers, mittels Beton noch angegossen werden sollten.
Aus den Truppenakten des Pionier-Bataillons 402 (HSAS M220/Bü 63a) ergibt sich, dass die Anlage bereits im März 1918 besetzt wurde und Mitte April 1918 den Probe-Blinkverkehr mit dem zeitgleich errichteten "Blinkstand Brunhild" auf dem Bouzon-Berg westlich Montblainville (Bereich Argonnen-Riegel), aufgenommen hatte. Weitergehend ist in den Akten vermerkt, dass die Fertigstellung in Form des Bedeckens der Anlage mit einer Erdschicht und mit Rasen am 23. April 1918 abgeschlossen war. Es ist demnach gesichert, dass die Anlage ab April 1918 voll einsatzfähig war, wie auch das nachfolgende zeitgenössische Foto zeigt.
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Ob die oberirdischen Teile der Anlage entsprechend der skizzierten Planung in Beton komplett fertiggestellt wurden, kann an Hand der bislang zugänglichen Quellen nicht sicher gesagt werden. Das obige Foto lässt zwar darauf schließen, die heute noch sichtbaren Reste vor Ort machen das jedoch zumindest fraglich. Im unmittelbaren Umfeld finden sich auch keine größeren Beton-Brocken, die auf eine Sprengung oder anderweitige massive Zerstörung schließen ließen.
Aktuelles (Stand September 2021)
Blinkverbindung ausgehend Walhalla bestand unter Einsatz jedenfalls eines großen Blinkgerätes - G. Blink 16 nach Norden Richtung Lager Borrieswalde über die "Blinkstelle Brunhild" als Zwischen-Blinkstation, die die Nachrichten zur "Blinkstelle Mudra" auf der gleichnamigen Mudra-Höhe (französisch la Chêne Tondu) nahe Apremont vermittelte. Westlich hatte die Blinkstation Walhalla Verbindung zu den Blinkständen "Akamo" (Artillerie-Kommandeur Mortier-Tal) und "Akawer" (Artillerie-Kommandeur Werder-Tal), die einerseits Kontakt zu Minenwerfer-Gruppen hatten, andererseits aber auch Anschluss an das kabelgebundene Fernsprech-Netz in den rückwärtigen Bereich boten. Nach vorne hatte Walhalla unmittelbare Blinkverbindung zu der "Blinkstelle Jägerstern" auf der Jäger-Lichtung südlich des Philosophen-Tales, der "Blinkstelle Römerstern" südlich der Schimpff-Höhe, in deren Bereich von Februar bis September 1918 die Haupt-Verteidigungs-Linie verlief, sowie der "Blinkstelle Saturn" im westlichen Bereich des Meurissons-Tales, um den Frontabschnitt Bolante nachrichtentechnisch zu erschießen.
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Im Umfeld des Blinkstandes Walhalla findet sich mit dem Römer-Graben ein Teil der II. Argonnen-Linie, der man sowohl östlich als auch westlich noch über weite Strecken folgen kann.