Caures-Wald - Bois des Caures -
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Die relative Ruhe für das Infanterie-Regiment 155 erfuhr im November 1915 ein abruptes Ende. Mittels entsprechender Regiments- und Korpsbefehle wurde die massive Erweiterung der vorderen Stellungen angeordnet. Schusssichere Unterstände für eine große Zahl an Sturm- und Bereitschaftstruppen, eine starke zweite Linie und Annäherungsgräben wurden errichtet. Schnell war jedem klar, dass diese eilig zu erledigenden Arbeiten der Vorbereitung eines großen Angriffsunternehmens dienten: der kommenden Verdunschlacht.
Mit dem 5. Februar 1916 trat die 77. Infanterie-Brigade unter den Befehl des weiter westlich stehenden VII. Reserve-Korps. Am 11./12. Februar 1916 erfolgte die Ablösung der im Caureswald eingesetzten Teile des IR 155 durch das XVIII. (hessische) Armee-Korps unter dem Kommando des Generals Dedo von Schenk. Zum Einsatz kam die 21. Division unter General Ernst von Oven sowie die 25. Division unter General Viktor Kühne.
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Die ehemals von IR 155 besetzten Stellungen wurden unmittelbar durch die für die erste Angriffswelle vorgesehenen Sturm-Einheiten eingenommen. Im Bereich "Rotzoll-Wäldchen" und "Franzosengrab", der der 21. Division zugewiesen war, stand mit Anschluss nach Westen an das VII. Reserve-Korps das 1. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 87 sowie das Königlich Preußische Infanterie Regiment Landgraf Friedrich I von Hessen - Cassel (1. Kurhessisches) Nr. 81. Weiter östlich bis zur D 905 zwischen Ville-devant-Chaumont und Vacherauville mit Anschluss an die Einheiten des III. Armeekorps, die im Bereich des Bois de Ville und Herbebois angetreten waren, stand die 25. Division mit dem Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115 (1. Großherzoglich-Hessisches) in vorderster Linie.
Auf französischer Seite lag der Caureswald im Abschnitt der 72. Infanterie-Division unter General Étienne André Bapst. Das Zentrum des Waldes hatten die beiden Jäger-Bataillone 56 unter dem Kommando des Capitaine (Hauptmann) Vincent und 59 unter dem Befehl des Commandant (Bataillonsführer) Renouard zu verteidigen. Die aus den beiden Bataillonen bestehende Halbbrigade stand unter dem Kommando des Lieutenant-Colonel (Oberstleutnant) Émile Driant. Beide Einheiten verfügten insgesamt über etwa 1.300 Soldaten. Sie standen einer etwa fünffach überlegenen deutschen Angriffstruppe gegenüber.
Colonel Driant hatte den deutschen Angriff frühzeitig vorhergesehen. Bereits ab Herbst 1915 insistierte er fortgesetzt durch Eingaben bei verschiedenen Dienststellen bis hinauf zum Verteidigungsministerium auf eine Verstärkung des Stellungsbereichs nördlich und östlich Verdun.
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Im Caureswald schufen seine Einheiten ein dreigliedriges Verteidigungssystem bestehend aus einer starken Vorpostenstellung nahe den deutschen Linien (deutsch: a-Linie), einer Hauptstellung (französisch: S-Linie, deutsch: b-Linie) sowie einer Rückzugslinie (französisch: R-Linie, deutsch: c-Linie). Vor den Stellungen lag jeweils ein etwa 20 Meter breites Stacheldrahthindernis. Dahinter schloss sich ein mit Draht durchzogener, mehrere Meter breiter Astverhau an. Hierdurch war ein infanteristisches Durchstoßen der französischen Stellungen ohne vorherige Zerstörung der Hindernisse durch die Artillerie kaum möglich.
Kämpfe am 21. Februar 1916
Der deutsche Angriff war für den 12. Februar 1916 angesetzt. Am frühen morgen sollte ein neunstündiges Artilleriefeuer beginnen und gegen 17.00 Uhr der Infanterieangriff starten. Ungünstiges Wetter mit Nebel und Schnee vereitelte jedoch den Angriffsbeginn, der auch in den folgenden Tagen immer wieder verschoben werden musste. Die deutschen Sturmgruppen harrten bei Nässe und Kälte schutzlos in den vorderen Gräben aus, bis schließlich am 19. Februar 1916 die Rückverlegung angeordnet wurde. Inzwischen war den Franzosen die Vorbereitung auf das deutsche Angriffsunternehmen nicht verborgen geblieben. Sie belegten die deutschen Stellungen fortgesetzt mit massivem Artillerie- und Schrapnellfeuer, was zu Verlusten und Schäden an der Stellung führte.
Unerwartet klarte es am Abend des 19. Februar 1916 wieder auf. Da durch die Meteorologen eine längere Gutwetterperiode prognostiziert wurde, ordnete der Deutsche Kornprinz Wilhelm aus seinem Hauptquartier in Stenay die Durchführung des am 27. Januar 1916 formulierten Befehls zum Angriff an. Am Morgen des 21. Februar 1916 gegen 08.15 Uhr deutscher Zeit setzte im Bois des Caures wie in allen Abschnitten der Front das Artillerie-Vorbereitungsfeuer ein. Die Schlacht hatte begonnen. Die Angriffstruppen besetzten erneut ihre Sturmausgangsstellungen.
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Èmile Driant hatte noch am 20. Februar 1916 einen Brief an seine Frau geschrieben, der folgenden Passus enthielt:
"L’ordre du Général Babst, que je t’envoie, la visite de Joffre hier, prouvent que l’heure est proche et, au fond, j’éprouve une satisfaction à voir que je ne me suis pas trompé en annonçant il y a un mois ce qui arrive, par l’ordre du bataillon que je t’ai envoyé.
À la grâce de Dieu ! Vois-tu, je ferai de mon mieux et je me sens très calme. J’ai toujours eu une telle chance que j’y crois encore pour cette fois.
Leur assaut peut avoir lieu cette nuit comme il peut encore reculer de plusieurs jours, mais il est certain. Notre bois aura ses premières tranchées prises dès les premières minutes, car ils y emploieront flammes et gaz. Nous le savons par un prisonnier de ce matin.
Mes pauvres bataillons si épargnés jusqu’ici ! Enfin, eux aussi ont eu de la chance jusqu’à présent.
Qui sait ! Mais comme on se sent peu de chose à ces heures là!"
Die Auswirkungen des nun folgenden, stundenlangen deutschen Artilleriefeuers auf die französischen Truppen müssen ungeheuerlich gewesen sein. General Victor Kühne schildert seine Eindrücke mit folgenden Worten:
"Wie schwere Gewitterschläge brüllend verrichten die detonierenden Minen in der feindlichen Stellung ihr Zerstörungswerk. In die aufquellenden Rauchmassen mischen sich nicht nur Wolken der aufgerissenen Erde, sondern auch Baumstämme, Balken, Drahtfetzen, Menschenleiber. Ein Anblick, der die Phantasie eines Dante in seiner furchtbaren Größe und Schrecklichkeit überbietet. Staunend und erschüttert sieht die Infanterie vor sich die Arbeit der Schwesterwaffe."
aus: General d. Art. Victor Kühne, Die 25. Infanterie-Division bei dem ersten Angriff auf Verdun, keine Jahresangabe, BA-MA Freiburg, RH 61/1690
Es sind Berichte französischer Soldaten erhalten, die das Inferno überlebt haben. Sie lagen stundenlang fest in Gräben oder Trichter gepresst und konnten vor Angst nur verwirrte Gedanken fassen. Viele wimmerten oder schrien unaufhörlich. Es versagten ihnen die Schließmuskeln. Einzelne Sanitäter berichteten, dass von allen Seiten Rufe und Hilfeschreie zu hören waren. Ganze Bäume wurden entwurzelt und umher gewirbelt. Soldaten wurden durch umhersausende Granatsplitter verletzt oder sofort getötet. Einzelne Gliedmaßen wurden abgerissen, menschliche Körper der Länge nach oder in der Mitte durchtrennt. Leichen und Innereien flogen umher und wurden bis in die Bäume geschleudert. Viele starben unmittelbar durch den Überdruck beim Platzen der Granaten. Im Falle eines Volltreffers verschwanden Soldaten restlos in der Detonation.
Das deutsche Artilleriefeuer dauerte bis etwa 17.00 Uhr. Trotz seiner massiven Wirkung war es den Franzosen gelungen, die Ordnung der Verbände einigermaßen beizubehalten. Da zunächst nur das 59. Jäger-Bataillon in vorderster Stellung lag, wurde am Abend des 21. Februar 1916 das bei der Mormont Ferme zurückgehaltene 56. Jäger-Bataillon herangeführt, um die sich lichtenden Reihen aufzufüllen.
Wie es der Befehl des Oberkommandos des 5. Armee vorgegeben hatte, drangen nach Vorverlegung des Artilleriefeuers kurz nach 17.00 Uhr deutsche Offizierspatrouillen der beiden Divisionen 21 und 25 in den Bereich des vorderen französischen Stellungssystems vor. Einzelnen Patrouillen des Infanterie-Regiments 81 (21. Division) gelang es, am westlichen Rand des Caures-Waldes die vordere französische Linie sowie auch die Hauptstellung zu überwinden. Eine Patrouille unter Führung des Leutnants d. R. Ludwig (8./IR 81) konnte im Westteil des Waldes bis hinter die Rückzugslinie gelangen. Die erfolgreichen Vorstöße waren möglich, weil hier das deutsche Artilleriefeuer sehr wirksam war. Die sich weiter westlich anschließenden Einheiten des VII. Reserve-Korps stießen zudem im Bereich des Haumont-Waldes nicht auf nennenswerten Widerstand. Außerdem wurden die Befehle des AOK 5, wonach am 21. Februar 1916 die feindliche Hauptstellung vorrangig aufgeklärt werden sollte, um sie vor dem eigentlichen Sturmangriff am Folgetag nochmals zu beschießen, durch die Führung des VII. Reserve-Korps und der 21. Division offensiver ausgelegt.
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Weniger positiv entwickelte sich die Situation im östlichen Bereich des Waldes, wo das Infanterie-Regiment 115 (25. Division) eingesetzt war. Das Artilleriefeuer hatte die französischen Stellungen kaum fassen können und lag zwischen der weiter vorgezogenen vorderen Linie sowie der Hauptstellung. Die Franzosen hatten flankierend wirkende MG-Posten und Blockhäuser angelegt, die die Waldlichtungen unter Feuer nehmen konnten und in der Mehrzahl von dem Artilleriebeschuss verschont geblieben waren. Zudem waren, da der Vorfühlbefehl der Armeeführung strikter befolgt wurde, die Patrouillen mit etwa 16 - 20 Mann deutlich schwächer als im Abschnitt der 21. Division, wo mehrere Gruppen Infanterie mit jeweils etwa 40 Mann zusammengefasst wurden. Es gelang den Einheiten zwar, die französische Hauptstellung aufzuklären und einzelne Gefangene zu machen. Die Patrouillen gingen jedoch, ohne ernsthaft den Kampf zu suchen, in die Ausgangsstellungen zurück. Gleichsam zogen sich in der Nacht auch die Einheiten der 21. Division zurück, da die Franzosen mit Gegenangriffen begonnen hatten und verlustreich wirkendes Artilleriefeuer auf die Einbruchsstellen legten.
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Die Fortschritte im Abschnitt des VII. Reserve-Korps sowie der 21. Infanterie-Division waren am späten Nachmittag des 21. Februar 1916 bis zum Oberkommando der 5. Armee durchgedrungen. Es wurde deutlich, dass mit energischerem Vorgehen ein erheblich größerer Geländegewinn hätte erzielt werden können. Deshalb erteilte General Konstantin Schmidt von Knobelsdorff am Abend den Befehl, am folgenden Mittag nach erneut massivem Artilleriefeuer soweit als möglich vorzurücken. Insbesondere der Caures-Wald sollte vollständig genommen werden. Die 25. Division sollte im Zusammenwirken mit dem sich östlich anschließenden III. Armeekorps den Bois de Ville streifen und den Wavrille-Wald nehmen. Als weiteres Angriffsziel wurde das Dorf Beaumont und der Nordrand des Fosses-Waldes ausgegeben. Im Bereich der weiter westlich eingesetzten 21. Division sollte nach Säuberung des Caures-Waldes im Zusammenwirken mit den Einheiten des VII. Reserve-Korps gegen die das Maastal beherrschende Höhe 344 bei dem Dorf Samogneux angegriffen werden.
Kämpfe am 22. Februar 1916
Am Morgen des 22. Februar 1916 begann erneut stärkstes deutsches Artilleriefeuer. Es dauerte bis 12.00 Uhr Mittags und verwüstete diejenigen Teile der französischen Stellung, die bislang verschont geblieben waren. Langsam schoben sich die deutschen Truppen wieder in die des Nachts geräumten vorderen französischen Positionen. Dann folgte gegen 12.00 Uhr der Sturm. Es kam im Bereich der französischen Hauptstellung zu heftigen und teils grausamen Kämpfen Mann gegen Mann, bei denen auch Flammenwerfer eingesetzt wurden. Dabei taten sich auf französischer Seite insbesondere die Reste der Kompanien des Lieutenants Robin (9./BCP 59) und des Lieutenants Simon (8./BCP 59) mit energischem Widerstand hervor. Die Einheiten hatten bereits am Vortag im deutschen Angriffszentrum gestanden und waren erheblich dezimiert.
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Wegen des teils ungünstigen Verlaufs der vorderen deutschen Stellungen mussten die Angriffstruppen umfängliche Schwenkbewegungen durchführen. Eine Orientierung in dem zerschossenen Waldgelände war kaum möglich. Die Einheiten des Infanterie-Regiments 81 am westlichen Flügel, die in Richtung der Anglemont Ferme angetreten waren, gerieten in den Angriffsstreifen des östlich vorgehenden Infanterie-Regiments 87, das auf Beaumont vorgehen sollte. Hierdurch riss die Verbindung zu den weiter westlich stehenden Einheiten des VII. Reserve-Korps im Haumont-Wald ab. Es gelang zwar, die französische Hauptstellung einzunehmen. Die Truppen blieben jedoch vor der verbissen verteidigten Rückzugslinie liegen. Verantwortlich dafür waren neben Verstärkungen durch die 51. französische Infanterie-Division im Wesentlichen französische Maschinengewehre, die aus dem Fay-Wäldchen sowie von der Wavrille-Höhe flankierend gegen die deutschen Truppen wirkten.
Vom Verlauf der Kämpfe gestaltete sich der 22. Februar 1916 umgekehrt zum Vortag. Im Gegensatz zu den Einheiten der 21. Division gelang dem 115. Infanterie-Regiment im mittleren und östlichen Waldabschnitt der Durchbruch. Hier hatte das Artilleriefeuer intensiver gewirkt. Vor Allem die französische Hauptstellung war durch das Vorbereitungsfeuer schwer getroffen. Es kam nur vereinzelt zu stärkerem Widerstand.
Bemerkenswertes ereignete sich gegen 15.00 Uhr östlich der Straßengabelung D 905/D 125. Dort wurden die Einheiten des 115. Infanterie-Regiments durch zwei französische MG-Nester am Überschreiten der Straße und dem weiteren Vordringen gehindert. Die 1. Abteilung des 2. Großherzoglich-Hessischen Feldartillerie Regiments Nr. 61 unter Führung des Hauptmanns Wienskowski war als Infanterie-Begleitabteilung bis westlich Ville-devant-Chaumont vormarschiert. Der Adjutant, Leutnant Zühlsdorff, der mit der Infanterie vorgegangen war, meldete Hauptmann Wienskowski, daß 2 französische Maschinengewehre die Straße sperrten. Hauptmann Wienskowski befahl, zwei Geschütze auf der Straße vorzuziehen und die beiden MG in direktem Beschuss niederzukämpfen. Eine Erkundung ergab, dass wegen der geringen Straßenbreite nur ein Geschütz zum Einsatz kommen konnte. Darauf wurde eine Feldkanone vom Typ FK 96 n/A Kaliber 7,7 cm abgeprotzt und die Leutnante Deinhard, Dünnhaupt und Zühlsdorff schoben sie mit weiteren Kräften per Hand aus Richtung Ville-devant-Chaumont bis hinauf an den Straßenknick etwa 300 m von der Gabelung der D 905/D 125 entfernt.
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Vom ersten Schuss der Feldkanone wurden die Franzosen überrascht. Er ging jedoch daneben. Der Lafettensporn fand auf der harten Straße keinen Halt. Das Geschütz flog bei jedem weiteren Schuss durch den Rückstoß nach hinten und musste wieder vorgeschoben und neu ausgerichtet werden. Zwar bot das Schild etwas Schutz gegen die Projektile der beiden MG. In den Feuerpausen wurden die Offiziere Deinhard und Dünnhaupt jedoch frühzeitig getroffen und fielen aus. Nach und nach wurden auch die anderen Artilleristen verwundet oder getötet. Infanteristen halfen bei der Geschützbedienung. Nach etwa 30 Minuten und mit etwa dem 20. Schuss gelang ein Volltreffer in eine der beiden MG-Stellungen. Darauf ergriff die Besatzung der anderen Stellung die Flucht. Währenddessen hatte die Infanterie diesem dramatischen Geschehen gespannt zugesehen.
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Der Vorfall ist in der Regimentsgeschichte des FAR 61 beschrieben, vgl. Seite 73 ff. Auch im Kriegstagebuch des 56. französischen Jäger-Bataillons für den 22. Februar 1916 findet sich eine entsprechende Schilderung, wenn auch mit zeitlichen Abweichungen (14.30 Uhr) und beschränkt auf ein einzelnes französisches MG. Die Darstellung des für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Zweikampfes Geschütz gegen Maschinengewehr kann als authentisch angesehen werden.
Nachdem die Maschinengewehre ausgeschaltet waren, gab es kein Zurückhalten mehr. Die deutschen Truppen stürmten über die Straße hinweg und erhielten Anschluss an die im Ville-Wald vorgehenden Einheiten des III. Armeekorps. In einem Taleinschnitt, den die Franzosen "Ravin de Champneuville" nennen, waren auf den deutschen Karten zwei an den Vortagen aufgeklärte französische Artilleriestellungen verzeichnet, die genommen werden sollten. Diese stellten sich jedoch als dampfende Feldküchen heraus. Deren Inhalt kam den ausgehungerten deutschen Soldaten sehr gelegen. Der Taleinschnitt erhielt den Namen "Küchen-Schlucht".
Der französische Widerstand schmolz zusammen. Spärliche Reste der Jäger-Kompanien sammelten sich im Bereich der Kommandozentrale von Colonel Driant. Gegen 16.00 Uhr waren nur noch etwa 120 Mann einsatzfähig. Die Position war hintergangen. Die Offiziere drängten Driant wegen der aussichtslosen Lage zum Rückzug. Nach einigem Zögern willigte er ein. Es wurden drei Gruppen gebildet. Driant vernichtete seine Unterlagen und begab sich gemeinsam mit den beiden Bataillonsführern Capitaine Vincent und Commandant Renouard sowie weiteren Soldaten nach hinten. Südlich der Straßengabelung wurde er nahe eines Granattrichters, in dem zwei Unteroffiziere hockten, von einem Infanteriegeschoss am Kopf tödlich getroffen. Seine letzten Worte sollen gewesen sein:"Oh là lá, mon Dieu!" .
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letzte Kämpfe am 23. und 24. Februar 1916
Nach den Erfolgen am 22. Februar 1916 war im mittleren und östlichen Abschnitt des Caures-Waldes die vordere französische Verteidigungslinie komplett eliminiert. Die Reste der französischen Truppen hatten sich auf die inzwischen fertiggestellte zweite Linie vor Beaumont und am Nordrand des Fosses-Waldes zurückgezogen. Westlich lagen jedoch weiterhin die Einheiten der Infanterie-Regimenter 81 und 87 vor der dort unversehrten französischen Rückzugslinie. Am Abend des 22. Februar 1916 war kein eindeutiges Bild der Lage zu gewinnen. Ein weiteres Vordringen erschien an diesem Tag nicht mehr möglich, auch weil die Einheiten durcheinander geraten waren. So brach für die Truppen eine sehr kalte Nacht in unmittelbarer Feindesnähe und im stärker werdenden französischen Artilleriefeuer an.
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Am Vormittag des 23. Februar 1916 gewann man wieder einen Überblick. Teilen des Infanterie-Regiments 81 war es bereits am Vorabend gelungen, am äußersten westlichen Rand des Einsatzstreifens bis hinter die französische Rückzugslinie vorzudringen. Demgegenüber wurde die Masse der Truppen weiter östlich vor dieser Stellung festgehalten. Ein Umfassen der französischen Einheiten war damit unbemerkt bereits eingeleitet worden. Nachdem Reserven nachgezogen worden waren, die die Verbindung zu den im Haumont-Wald stehenden Einheiten des VII. Reserve-Korps wieder herstellten, wurden Teile des Reserve-Infanterie-Regiments 39 aus dem Haumont-Wald in die Flanke der französischen Verteidiger geführt. Nunmehr gelang es, die gesamte Rückzugslinie von Westen her aufzurollen. Die französischen Einheiten, vorrangig Angehörige des 165. Infanterie-Regiments, ergriffen die Flucht. Damit waren auch im westlichen Bereich die französischen Linien komplett in deutschem Besitz.
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Was folgte, war die Einnahme der Anglemont Ferme am frühen Morgen des 24. Februar 1916. Die starke französische Besatzung wurde durch eine nur aus wenigen Angehörigen des IR 81 bestehende Patrouille unter Führung des Leutnants Ludwig (8./IR 81) überwältigt. Der unerschrockene Offizier war bereits am ersten Angriffstag mit einer Patrouille bis hinter die französische Rückzugslinie vorgedrungen. Ebenfalls gelang an diesem Tag mit Unterstützung des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr.80 und Einheiten des VII. Reserve-Korps die Einnahme der Höhe 344 sowie des Ortes Samogneux.
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Durch die 25. Division sollte am 24. Februar 1916 endlich auch das Dorf Beaumont sowie der Fosses-Wald genommen werden. Da das Infanterie-Regiment 115 durch den dreitägigen Einsatz dezimiert und abgekämpft war, wurde das an den Vortagen im Wavrille-Wald eingesetzte Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 und das Infanterie-Leibregiment Großherzogin (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117 mit dem Angriff betraut. IR 116 stelle sich in den am Vortag eingenommenen französischen Positionen des Wavrille zum Sturm auf, IR 117 besetzte die ehemalige französische Rückzugslinie im Caures-Wald. Unter schwierigen Bedingungen und schweren Verlusten, insbesondere durch starkes Flankenfeuer aus dem Fay-Wäldchen, gelang gegen Nachmittag die vollständige Einnahme des bereits stark zerstörten Dorfes. Auch der Nordrand des Fosses-Waldes konnte an diesem Tag noch genommen werden.
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Die Erfolge am 24. Februar 1916 ließen die deutsche Armeeführung wieder auf einen Gesamterfolg der Unternehmung hoffen. Die französische erste Verteidigungslinie war im gesamten mittleren Frontabschnitt komplett eingenommen und der französische Widerstand insgesamt erschüttert. Durch die Eroberung der Höhe 344 waren die Deutschen in der Lage, mit bloßem Auge bis in die Stadt Verdun zu blicken. Insofern machte sich wieder Zuversicht breit, zumal es bereits am 25. Februar 1916 Einheiten des Infanterie-Regiments 24 und anderer Truppenteile (III. Armeekorps) gelang, die Panzerfeste Douaumont einzunehmen.